Sachsen:In Fraktur

Die Stickereien in den neuen Polizeipanzern sind keine Bagatelle.

Von Joachim Käppner

In Sachsen mag es schon schlimmere Vorfälle gegeben haben, die nahelegen, dass Teile von Polizei und Justiz des Landes auf dem rechten Auge zumindest von Sehschwäche befallen sind. Fraktur-Logos wie jenes, das auf den Sitzen zweier neuer Panzerfahrzeuge prangt, erinnern an die Symbolik der Naziszene, die sich daran erbaut, weil die alten Zeichen so martial-germanisch wirken. Dass ausgerechnet die Elitetruppe der Landespolizei, das sächsische SEK, derlei Insignien als "identitätsstiftend" benötige, wie ein Polizeisprecher sagte, ist so peinlich wie befremdlich.

Die Ausreden sind wenig überzeugend. Ja, es stimmt zwar, die alte deutsche Frakturschrift wurde tatsächlich in der NS-Zeit als unmodern verworfen. Nur sagt das nichts aus über den Geist, der sich heute dennoch an solcher Symbolik erfreut. Und so klein die Affäre wirkt und so sehr sich Pauschalurteile verbieten, spielt sie sich leider vor dem Hintergrund etlicher Vorwürfe gegen sächsische Polizisten ab, Kontakte zum rechten Rand zu pflegen oder rechte Einstellungen zu vertreten - kurz: in Fraktur zu denken.

Die Pegida-Heimat Sachsen hat rechts mancherorts ein Problem, das größer ist als in den meisten anderen deutschen Ländern. Umso wichtiger wäre es, gerade in der Polizei konsequent demokratische Prinzipien durchzusetzen. Dazu wird es wohl kaum genügen, die Runen von den Sitzen zweier Panzerwagen zu entfernen.

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