Sachsen:Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Freitaler Bürgerwehr

Freital

Freital, das nur wenige Autominuten von Dresden entfernt liegt, hatte im Sommer vergangenen Jahres bundesweit Schlagzeilen gemacht.

(Foto: dpa)
  • Die beiden Verfahren richten sich gegen insgesamt fünf Männer und eine Frau im Alter von 18 bis 40 Jahren. Ihnen werden unter anderem Angriffe auf Asylunterkünfte und Flüchtlingsunterstützer vorgeworfen.
  • Anfang November und zuletzt im März waren bei zahlreichen Razzien in Wohnungen in Freital und Dresden Sprengmittel und Nazi-Devotionalien gefunden worden.
  • Freital hatte im Sommer 2015 bundesweit Schlagzeilen gemacht, weil dort wochenlang Fremdenfeinde vor einem Flüchtlingsheim demonstrierten und Flüchtlinge und ihre Unterstützer angriffen.

Wegen Terrorverdachts ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen Mitglieder einer rechtsextremen Bürgerwehr aus dem sächsischen Freital. Dies bestätigte die Bundesanwaltschaft laut mehreren Medienberichten. Zu zwei bislang von der Generalstaatsanwaltschaft Dresden geführten Verfahren seien Akten "zum Zwecke der Übernahme" angefordert worden, sagte zuvor eine Sprecherin in Karlsruhe und bestätigte damit einen Bericht der "Sächsischen Zeitung".

Die beiden Verfahren richten sich gegen insgesamt fünf Männer und eine Frau im Alter von 18 bis 40 Jahren. Ihnen werden unter anderem Angriffe auf Asylunterkünfte und Flüchtlingsunterstützer vorgeworfen. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hatte die Verfahren in Karlsruhe wegen des Anfangsverdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung zur Prüfung vorgelegt, sagte ihr Sprecher Oliver Möller.

Zwei Verfahren gegen fünf Männer und eine Frau

In dem einen Fall geht es um einen Angriff auf eine dezentrale Asylunterkunft in Freital und einen Sprengstoff- und Buttersäure-Anschlag auf ein alternatives Wohnprojekt von Flüchtlingsunterstützern in Dresden. Hier wird gegen vier Männer im Alter von 18, 24, 27 und 29 Jahren sowie gegen eine 27-jährige Frau ermittelt. Drei der Männer sitzen in Untersuchungshaft, die Frau blieb gegen Auflagen auf freiem Fuß. Im Februar war Anklage erhoben worden. Diese hatte man aber mit Blick auf die mögliche Übernahme der Verfahren durch die Bundesanwaltschaft zurückgezogen, sagte Möller. Eigentlich hätte das Verfahren gegen die Fünf demnächst beginnen sollen.

Gegen drei der Beschuldigten (18, 24, 27) aus dem ersten Fall und einen 40-Jährigen wird zudem wegen eines Sprengstoffanschlags auf eine Flüchtlingsunterkunft in Freital ermittelt. Der 27-Jährige steht zudem ab Ende April in Dresden wegen eines weiteren Angriffs auf Flüchtlingsunterstützer unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Zusammen mit zwei anderen Männern soll er im Sommer vergangenen Jahres Teilnehmer einer Willkommensdemo in Freital verfolgt und mit einem Baseballschläger attackiert haben. Unter den Angegriffenen war auch der Sohn des stellvertretenden Ministerpräsidenten Martin Dulig (SPD).

Sprengmittel und Nazi-Devotionalien bei Razzien gefunden

Anfang November und zuletzt im März waren bei zahlreichen Razzien in Wohnungen in Freital und Dresden Sprengmittel und Nazi-Devotionalien gefunden worden. Auch Computer wurden sichergestellt.

Freital, das nur wenige Autominuten von Dresden entfernt liegt, hatte im Sommer vergangenen Jahres bundesweit Schlagzeilen gemacht: Wochenlang demonstrierten Fremdenfeinde vor einem Flüchtlingsheim in einem ehemaligen Hotel. Immer wieder kam es zu Angriffen und Anschlägen auf Asylbewerber und ihre Unterstützer.

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