Ryanair:Billige Flieger, billige Piloten

Jetset-Leben und hohe Gehälter? Von wegen: Airlines wie Ryanair nutzen ihre Macht gegenüber Berufsanfängern aus. Dabei könnten sich die Fluggesellschaften akzeptable Standards locker leisten.

Kommentar von Jens Flottau

Seit Europas größte Billigfluggesellschaft Ryanair entdeckt hat, dass man mit ein bisschen mehr Kundenfreundlichkeit weiterkommt, erlebt sie einen neuen Boom. Um 66 Prozent ist der Nettogewinn im vergangenen Geschäftsjahr gestiegen - von solchen Margen können Konkurrenten wie die Lufthansa nur träumen.

"Always getting better" - das gilt nicht für die Mitarbeiter

Ryanairs Kunden werden im Rahmen einer "Always Getting Better"-Initiative umsorgt, doch für die Mitarbeiter gilt dies keinesfalls. Ein großer Teil der Piloten ist nicht fest angestellt, hat kein garantiertes Einkommen und muss alleine für seine soziale Absicherung sorgen. Die Zustände sind typisch für den europäischen Billigflugsektor, und die Bedingungen bei Ryanair sind noch nicht einmal die schlechtesten. Die Unternehmen nutzen in moralisch verwerflicher Weise ihre Macht gegenüber Berufsanfängern aus, die ihre Ausbildung selbst finanziert haben und auf Jobs angewiesen sind. Ob die Arrangements rechtlich zu beanstanden sind, prüfen wieder einmal die Gerichte.

Es stimmt, dass die Piloten der Lufthansa Privilegien genießen, die nicht mehr zeitgemäß sind. Es stimmt aber auch, dass viele ihrer Kollegen bei Ryanair und anderen Billigfluggesellschaften schlecht behandelt werden. Für alle Seiten akzeptable Standards würde man irgendwo zwischen den beiden Extremen finden. Und: Ryanair könnte sie sich locker leisten.

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