Russland:Weniger Freiheit

Die USA geben weniger Visa an Russen aus. Dabei wäre Putin anders eher in Schwierigkeiten zu bringen: Durch Aufhebung der Visapflicht!

Von Julian Hans

Schritt für Schritt werden die Grenzen zwischen Ost und West undurchlässiger. Es gibt keinen neuen Eisernen Vorhang, aber es wächst eine Membran, durch die immer weniger dringt: weniger Informationen, weniger Waren, weniger Gedanken und Ideen und jetzt auch wieder weniger Menschen. Das passiert in einer Zeit, in der mehr Austausch und Begegnung dringend notwendig wären.

US-Vertretungen in Russland werden künftig weniger Visa-Anträge bearbeiten. Sie haben weniger Personal, weil Wladimir Putin bestimmt hat, dass Botschaft und Konsulate der USA in Russland nicht mehr Menschen beschäftigen dürfen als Russlands Vertretungen in Amerika. Es war die Antwort auf ein Sanktionsgesetz des US-Kongresses. Eine Kürzung der Stellen um zwei Drittel verkraftet keine Bürokratie ohne Einbußen von Leistung.

Wieder ist es Putin gelungen, dass Sanktionen, die eigentlich gegen Personen aus der russischen Führung gerichtet waren, das Volk treffen. Das war 2014 so, als er das Einreiseverbot für Beamte, Offiziere und kremlnahe Manager in die USA und die EU mit einem Importstopp für Lebensmittel beantwortete. Die Preise stiegen, das Volk schimpft seitdem auf die Sanktionen. Nun schränken Washington und Moskau in einem unglücklichen Zusammenspiel die Reisefreiheit ein. Dabei gäbe es eine andere Maßnahme, die Putin echt in Schwierigkeiten bringen würde: die Aufhebung der Visapflicht!

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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