Russland:Was will Nawalny?

Der Protest etabliert sich. Aber wie will Anführer Nawalny seine Ziele erreichen?

Von Julian Hans

Mit den neuen Protesten gegen Wladimir Putins von Korruption zerfressene Elite hat der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny bewiesen, dass der Kreml mit ihm rechnen muss. Die Demonstrationen vom März waren keine einmalige Erscheinung, Nawalny hat das Potenzial, Zehntausende auf die Straße zu bringen. Nicht nur in der Hauptstadt Moskau, sondern im ganzen Land von Kaliningrad bis Kamtschatka.

Anders als im März gibt es aber keinen Überraschungseffekt mehr. Damals war der Kreml einige Tage in eine Schockstarre gefallen. Niemand hatte damit gerechnet, dass vor allem so viele junge Leute demonstrieren würden, die in ihrem Leben nichts anderes kennen als ein Russland mit Wladimir Putin als Präsidenten. Seitdem versuchen Soziologen und Politiker aller Lager zu verstehen, was diese Generation bewegt und wie man ihre Herzen gewinnen kann. Während am Montag die Massen vor den Kreml-Mauern "Russland ohne Putin" skandierten, traf der Präsident drinnen eine Gruppe von Schülern.

Alexej Nawalny spricht die Sprache dieser Generation. Weil das staatlich kontrollierte Fernsehen ihn totschweigt, hat er auf Youtube ein kleines Medien-Imperium aufgebaut. Die Leute stehen Schlange, um für ihn Wahlkampf zu machen. Aber wie auf diesem Weg Veränderungen erreicht werden sollen ist unklar. Demonstration und Agitation als Selbstzweck werden auf die Dauer nicht reichen.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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