Russland: Gefängnisstrafe für Kremlkritiker:Chodorkowskij zu 14 Jahren Haft verurteilt

Der Angeklagte selbst hatte es schon lange geahnt: Er werde so lange in Haft bleiben, wie Putin an der Macht ist, sagte Michail Chodorkowskij in seinem Abschlussplädoyer. Nun muss der Kremlkritiker weitere sieben Jahre im Gefängnis bleiben. Mindestens.

Äußerlich gelassen verfolgte Michail Chodorkowskij monatelang den Prozess gegen ihn. Oft sah man den früheren Yukos-Chef mit einem ironischen Lachen hinter dem Käfig aus kugelsicherem Glas. Das Urteil ahnte der Kremlkritiker schon lange. In seinem ergreifenden Abschlussplädoyer sagte er zwei Wochen vor der Urteilsverkündung, er müsse wohl so lange in Haft bleiben, wie Putin an der Macht sei. Und so kam es dann auch.

Mikhail Khodorkovsky, Platon Lebedev

Michail Chodorkowskij (links) und sein früherer Geschäftspartner Platon Lebedjew im Moskauer Gericht: Richter Viktor Danilkin verurteilte den Kremlkritiker Chodorkowskij an diesem Donnerstag zu einer weiteren Haftstrafe.

(Foto: AP)

Bereits am Montag hatte das Gericht die beiden wegen Geldwäsche und Betrugs schuldig gesprochen. An diesem Donnerstag folgte nun das Strafmaß: 14 Jahre Haft. Sieben Jahren im sibirischen Straflager folgen nun also mindestens weitere sieben Jahre im Gefängnis.

Richter Wiktor Danilkin knüpfte an seinen Schuldspruch schwere Vorwürfe gegen die beiden Männer: Chodorkowskij und Lebedjew hätten Gewinne aus dem mittlerweile zerschlagenen Yukos-Konzern nicht an Aktionäre weitergegeben, sondern illegal selbst eingesteckt, sagte Danilkin. Die beiden Ex-Manager hätten ein Geflecht aus Scheinfirmen aufgebaut und so "den Betrugsweg eingeschlagen", sagte Danilkin. Die Aussagen der Angeklagten bezeichnete er als "widersprüchlich".

Die Verteidigung wies die Vorwürfe vehement zurück. Das Urteil basiere auf "offenkundig falschen Anschuldigungen", erklärten Chodorkowskijs Anwälte. Für viele Beobachter ist schon klar, dass der Prozess gegen Chodorkowskij politisch motiviert ist, seit er bei einer Zwischenlandung seines Privatjets in Nowosibirsk im Oktober 2003 spektakulär festgenommen wurde. Im Jahr 2005 verabschiedete sogar der US-Senat - unter anderem mit der Stimme des heutigen US-Präsidenten Barack Obama - eine Erklärung, in der er den Prozess als politisch motiviert kritisiert wird.

Anders als andere Oligarchen hatte sich der einstige Multimilliardär nicht aus der Politik herausgehalten. Für viele Russen wurde Chodorkowskij so zum Märtyrer und Kämpfer für ein anderes, ein besseres Russland. Mit seiner Einmischung in die Politik und seinem Einsatz für Transparenz und Meinungsfreiheit hat Chodorkowskij aber, so glauben viele, eine implizite Abmachung zwischen dem damaligen Präsidenten Wladimir Putin und den Wirtschaftsführern des Landes verletzt: Die Oligarchen sollten sich aufs Geschäft konzentrieren - und nicht in die Politik einmischen.

Das Urteil dürfte Chodorkowskijs Ansehen in der Russland nicht geschadet haben. Im Gegenteil: Seine stoische Ruhe während des Prozesses dürfte seine Beliebtheit bei den Russen nur vergrößert haben. Doch Premier Putin hat auch schon angedeutet, dass dieses Urteil gegen Chodorkowskij nicht das letzte gewesen sein muss.

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