Russland und Syrien:Diplomatie à la Merkel

Die Kanzlerin sagt Putin exakt jene Wahrheiten, die ihm am meisten weh tun. Das bringt nichts? Kann sein.

Von Stefan Braun

Gut möglich, dass das alles nichts gebracht hat. Sehr gut möglich, dass das Leiden in Syrien nach dem Berliner Treffen einfach weitergeht. Zu sehr ist Russland in Syrien auf Militär, Kampf und Sieg gebürstet. Trotzdem hatte die Begegnung Angela Merkels mit Wladimir Putin etwas Besonderes zu bieten: Sie hat gezeigt, wie die Kanzlerin den russischen Präsidenten vom falschen Weg abbringen möchte. Nicht nur mit der Androhung neuer Sanktionen und sicher nicht mit der Warnung vor einem westlichen Militäreinsatz. Merkel sagte Putin einfach nur, dass seine Strategie ins Nichts führt.

Das bringt nichts? Kann sein. Das wirkt lächerlich? Auch möglich. Aber das spezielle Verhältnis zwischen den beiden lässt auch einen anderen Schluss zu. Mit nichts kann Merkel Putin mehr ärgern als mit dem Argument, er sei als Feldherr auf dem Holzweg. Mit nichts tut sie dem eitlen Präsidenten mehr weh als mit der Aussage, sein Handeln werde ihn niemals zu dem führen, was er erreichen möchte.

Merkels Botschaft: Ein Sieg, der auf Hunderttausenden Toten fußt, wird alle Kriegsziele Moskaus unerreichbar machen. Assad soll Präsident bleiben? Wird sein Volk nie mehr zulassen. Russland will Vorherrschaft im Nahen Osten? Keine Regionalmacht wird das noch hinnehmen. Russland wird groß und stark? Das Gegenteil rückt näher, weil die Kosten ins Unermessliche steigen. Das sind nur Worte. Aber die können wehtun.

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