Russland:Putins Quittung

Obama hat Russland einst als Regionalmacht verspottet. Ein Fehler.

Von Julian Hans

Sollte noch jemand daran gezweifelt haben, dass sich militärische Stärke auch im 21. Jahrhundert auszahlt, dann hat es ihm Wladimir Putin gerade bewiesen. Seit Barack Obama US-Präsident wurde, ist außer kurzen Begegnungen kein vollwertiges Treffen der beiden zustande gekommen. Nun aber lagen keine drei Wochen zwischen der Warnung Washingtons, Russland solle sich aus Syrien heraushalten und dem Angebot an Moskau, die Zusammenarbeit abzustimmen. Ohne den eilig aufgerüsteten Luftwaffenstützpunkt in Latakia und die militärischen Drohgebärden in Syrien hätte Putin in New York wohl wieder allein am Buffet gestanden. So aber traf er Obama.

Es war vielleicht der schwerste Fehler Obamas in der Ukraine-Krise, Russland als "Regionalmacht" zu bezeichnen. Diese öffentliche Demütigung war für Putin wohl schlimmer als jede Nato-Osterweiterung. Dafür erhält Obama nun in Syrien die Quittung.

"Wir sind nicht davon besessen, eine Supermacht sein zu müssen", sagte Putin dem Sender CBS. Der Aufmarsch in Syrien, der ihn zu dem am meisten beachteten Redner bei der UN-Generaldebatte machte und ihm endlich ein Treffen mit dem US-Präsidenten bescherte, spricht eine andere Sprache. Obamas Regionalmacht-Aussage ist damit widerlegt. Statt solcher Sprüche sollte sich der Westen bald etwas einfallen lassen, um nicht noch einmal so vorgeführt zu werden.

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