Russland:"Falsches Instrument"

Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft beklagt die Folgen der Sanktionen gegen Russland. Nach den Zahlen des besagten Ausschusses sank das Handelsvolumen mit Russland 2014 um 6,5 Milliarden Euro.

Von Stefan Braun

Berlin - Ungeachtet der immer schwereren Kämpfe in der Ostukraine fordert der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft eine Debatte über ein Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Der Noch-Vorsitzende des Ostausschusses, Eckard Cordes, sagte in Berlin: "Wir brauchen einen Einstieg in den Ausstieg aus den Sanktionen." Cordes verwies auf dramatische Einbrüche beim Geschäft mit Russland. "Die aktuellen Zahlen übertreffen selbst unsere schlimmsten Befürchtungen", so Cordes. Dadurch seien in Deutschland 150 000 Arbeitsplätze bedroht.

Nach den Zahlen des Ostausschusses sank das Handelsvolumen mit Russland 2014 um 6,5 Milliarden Euro. Das entsprach einem Rückgang um knapp 20 Prozent. In den ersten vier Monaten 2015 ging es gar um gut 30 Prozent zurück. Sollte sich der Trend fortsetzen, wird sich der Handel laut Ostausschuss bis Jahresende im Vergleich zur Vorkrisenzeit halbiert haben. Cordes übte entsprechend scharfe Kritik an den Sanktionen. Mit ihnen werde kein einziges Problem gelöst. Außerdem könne er bis heute nicht erkennen, was man damit erreichen wolle. "Will man Russland bestrafen oder will man Moskau dazu zwingen, die Krim wieder zurückzugeben? Ich weiß es nicht", sagte Cordes. Er zeigte sich aber überzeugt, dass die Sanktionen vor allem Europa treffen und er nicht damit rechne, in Moskau mehr zu erreichen als eine weiter wachsende Unterstützung für die harte Linie des Kremls. Cordes räumte ein, dass man die Annexion der Krim und den Konflikt in der Ostukraine nicht einfach hinnehmen dürfe. Sanktionen aber seien "das falsche Instrument". Es sei im übrigen ein Irrglaube zu hoffen, dass man nach einem Ende der Sanktionen wieder dort beginne, wo man aufgehört habe. Längst hätte Russland damit begonnen, sich insbesondere in China Ersatz für die Kooperation mit Europa zu suchen. Cordes betonte, die deutsche Wirtschaft werde die Sanktionen weiter umsetzen, für falsch halte er sie trotzdem. Cordes will sein Amt im Herbst an den Linde-Vorstandschef Wolfgang Büchele übergeben.

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