Russland:Der Kreml entschuldigt sich

Putin warf der Süddeutschen Zeitung zu Unrecht vor, sie gehöre zu Goldman Sachs.

Von Julian Hans

So etwas kommt selten vor: Der Kreml hat sich entschuldigt. Dmitrij Peskow, der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, räumte am Freitag ein, dass die Behauptung Putins vom Donnerstag, die Süddeutsche Zeitung gehöre der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs nicht der Wahrheit entspricht.

Auf die Frage von Journalisten antwortete Peskow: "Das war wohl unser Fehler, genauer mein Fehler." Er habe es versäumt, die Unterlagen, die er Putin zur Vorbereitung auf seine jährliche Bürgersprechstunde im Fernsehen gegeben habe, noch mal zu überprüfen. "Wir entschuldigen uns dafür bei der Zeitung."

Putin hatte am Donnerstag die Enthüllungen der Panama Papers als ein Komplott gegen Russland dargestellt, der von amerikanischen Diensten von langer Hand geplant worden sei. Dabei unterstellte er auch der SZ, von Amerika kontrolliert zu werden. Wörtlich sagte er: "Von wem kommen diese Provokationen? Wir wissen, dass es dort Mitarbeiter offizieller amerikanischer Einrichtungen gibt. Wo ist der Artikel zuerst erschienen? Ich habe gestern Peskow gefragt, meinen Presse-Sekretär: in der Süddeutschen Zeitung. Die Süddeutsche Zeitung gehört zu einer Medienholding und diese Medienholding gehört einer amerikanischen Finanzgruppe: Goldman Sachs. Das heißt, überall ist die Hand der Auftraggeber zu erkennen."

Dass diese Behauptung nicht den Tatsachen entspricht, stellte unmittelbar danach Stefan Hilscher, der Geschäftsführer der Süddeutschen Zeitung, klar: "Die Süddeutsche Zeitung gehört weder direkt noch indirekt zu Goldman Sachs", teilte er mit. Tatsächlich gehört der Süddeutsche Verlag zu 81,25 Prozent der Südwestdeutschen Medienholding und zu 18,75 einer Münchner Verlegerfamilie. In der Medienholding mit Sitz in Stuttgart haben sich wiederum mehrere Verleger aus Süddeutschland zusammengeschlossen. Die Besitzverhältnisse ließen sich in öffentlich zugänglichen Firmenregistern nachlesen, erklärte Hilscher.

Die jährliche Fragestunde des russischen Präsidenten gehört zu den Sendungen mit der höchsten Resonanz. Im vergangenen Jahr haben sie mehr als acht Millionen Menschen gesehen. Von der Richtigstellung durch Putins Sprecher dürften weit weniger Russen erfahren haben. Etwa 90 Prozent beziehen ihre Informationen ausschließlich aus dem Fernsehen.

Die SZ hatte berichtet, dass der Cellist Sergej Roldugin, ein Jugendfreund Putins, im Zentrum eines Firmennetzes stand, durch das insgesamt zwei Milliarden Dollar geschleust wurden. Putin bestätigte: "Die Information ist wahrheitsgetreu." Allerdings werde zu Unrecht der Eindruck erweckt, er selbst habe davon profitiert. Vielmehr habe Roldugin zwei antike Geigen und zwei Celli gekauft und sich dabei noch verschuldet. Die Vorwürfe gegen ihn, Putin, seien ein Angriff auf das ganze Land.

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