Rüstungspolitik:Türkisch-russische Pläne

Die Türkei will zusammen mit Russland ein neues Luftverteidigungssystem entwickeln, das nicht in die Nato integrierbar ist. Im Gespräch sind unter anderem die neuen russischen Abwehrraketen vom Typ S-500.

Von Christiane Schlötzer, Istanbul

Die Türkei will zusammen mit Russland ein neues Luftverteidigungssystem entwickeln, das nicht in die Nato integrierbar ist. Staatschef Recep Tayyip Erdoğan sagte am Mittwochabend in einem TV-Interview, er habe dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeschlagen, die neuen russischen Abwehrraketen vom Typ S-500 gemeinsam zu produzieren. Moskau hat der Türkei bereits im vergangenen Dezember einen Kredit von rund zwei Milliarden Euro gewährt, um damit russische S-400-Abwehrraketen zu kaufen, die ab 2020 einsatzfähig sein sollen. Erdoğan begründete dies damals mit der Weigerung westlicher Staaten, dem Nato-Land Türkei ausreichend Rüstung zu verkaufen oder diese gemeinsam zu produzieren. Dass Erdoğan jetzt trotz Kritik aus der Nato die Kooperation mit Moskau betont, dürfte eine Reaktion auf den Widerstand im US-Senat sein, die Türkei weiterhin mit F 15- Kampfflugzeugen zu beliefern. Grund dafür ist unter anderem die anhaltende Haft für einen amerikanischen Pastor in der Türkei. Die Beziehungen zwischen Washington und Ankara sind seit Längerem gespannt. Erdoğan kritisiert, dass der türkische Prediger Fethullah Gülen, den er für den Drahtzieher des Putschversuchs vom Juli 2016 hält, nach wie vor in den USA leben kann. In Syrien unterstützt Washington außerdem Kämpfer, die mit der kurdischen PKK verbunden sind, die in der Türkei als Terrororganisation gilt. Hürriyet berichtete am Donnerstag, Washington habe die Türkei gebeten, die S-400, sollten es zum Kauf kommen, nicht in Dienst zu stellen - wie Griechenland seine russischen S-300, die es einst von Zypern übernahm. Erdoğan hatte dazu gesagt, es mache keinen Sinn, ein System zu besitzen, das man nicht nutzen soll, und hatte auf die Sicherheitsbedürfnisse der Türkei in einer schwierigen Region verwiesen.

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