Rückzieher:Haider: Vorerst doch keine "neue FPÖ"

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Einen Tag nach der Ankündigung, die rechtsnationale FPÖ werde sich bald "neu gründen", hat ihr früherer Vorsitzender erklärt, man werde "nichts übers Knie brechen".

Der frühere Vorsitzende der Freiheitlichen Partei Österreichs, Jörg Haider, will nun vorerst doch keine neue Partei gründen. Einen Tag nach der Ankündigung, die rechtsnationale FPÖ werde sich schon bald "neu gründen", sagte der 55-Jährige am Mittwoch in Wien: "Wir brechen nichts übers Knie, aber wir zeigen, dass es uns ernst ist".

Der Rechtspopulist Haider reagierte damit auf die zurückhaltenden bis kühlen Reaktionen in der eigenen Partei zu seinem Plan. Mit dem radikalen Schritt wollte der Politiker dem seit fünf Jahren andauernden starken Abwärtstrend der Partei begegnen.

Die FPÖ, die als Juniorpartner in Wien mit der konservativen Volkspartei regiert, hatte bei allen Wahlen mit Ausnahme der Landtagswahl in ihrer Hochburg Kärnten schwerste Verluste hinnehmen müssen.

Nach Angaben von Haiders Schwester, der amtierenden FPÖ- Vorsitzenden Ursula Haubner, soll die "alte" FPÖ jetzt auf einem Sonderparteitag im Frühsommer über ein neues Parteiprogramm abstimmen.

Dabei solle auch über eine neue organisatorische "Plattform" für die Partei und Sondervollmachten für die Parteiführung in Hinblick auf die Parlamentswahl 2006 abgestimmt werden. Haider machte auch deutlich, dass er vorerst die Parteiführung nicht übernehmen werde. "Meine Schwester führt die Partei sehr gut", meinte er.

Der FPÖ-Vorstand hatte am Dienstagmorgen überraschend die führenden Vertreter der Parteirechten entmachtet. Haubner hatte angekündigt, die FPÖ werde sich "neu aufstellen".

Stunden später war Haider, amtierender Ministerpräsident des Bundeslandes Kärnten vorgeprescht und hatte die "baldige" Neugründung der FPÖ angekündigt. Unliebsame Mitglieder könnten dann "in der alten FPÖ bleiben".

Der überraschende Rückzieher Haiders vom Mittwoch wurde von seinen innerparteilichen Gegnern mit Genugtuung registriert. Der FPÖ- Europaabgeordnete Andreas Mölzer, der am rechten Rand der Partei steht und von Haider/Haubner aus dem Vorstand entfernt wurde, sprach von einem "weiteren Glaubwürdigkeitsverlust".

Während Bundeskanzler Wolfgang Schüssel erklärte, er "vertraue auf die konstruktiven Kräfte in der Freiheitlichen Partei", bezeichnete der Bundesvorsitzende der Grünen, Alexander van der Bellen, die jüngste Entwicklung in der FPÖ als "Kasperltheater mit chaotischer Regie".

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