Rotes Kreuz:Zentralafrikanische Republik vor "humanitärer Katastrophe"

Flüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik

Flüchtlinge in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik

(Foto: dpa)

Mehr als zwei Millionen Menschen brauchen Hilfe, die Zentralafrikanische Rebublik droht nach monatelangen Kämpfen im Chaos zu versinken. Das Rote Kreuz klagt über mangelnde Unterstützung - kurz vor einem möglichen Beschluss über eine EU-Mission.

Nach Monaten blutiger Kämpfe steht die Zentralafrikanische Republik nach Einschätzung des Roten Kreuzes kurz vor einer "massiven humanitären Katastrophe". Der Konflikt habe nicht genügend internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, so dass die dringend benötigte Unterstützung ausgeblieben sei, teilte die Organisation mit.

Zudem mache es die verheerende Sicherheitslage unmöglich, humanitäre Programme zu starten, ohne das Leben der Helfer zu gefährden. "Das ist weder tolerierbar noch akzeptabel", sagte der Präsident des Roten Kreuzes in Zentralafrika, Antoine Mbao Bogo.

Seit einem Putsch im vergangenen März versinkt das Land im Chaos. Muslimische Rebellen des Seleka-Bündnisses hatten den christlichen Präsidenten François Bozizé gestürzt und die Macht übernommen. Seither kommt es immer wieder zu blutigen Kämpfen zwischen den Rebellen und christlichen Bürgermilizen, die dem früheren Staatschef nahestehen. Die gold- und diamantenreiche Zentralafrikanische Republik ist überwiegend christlich geprägt.

Während die humanitäre Situation selbst in der Hauptstadt Bangui "sehr schwierig" sei, nehme sie auf dem Land "unerträgliche Ausmaße" an, erklärte Mbao Bogo. Es fehle an Medikamenten, Lebensmitteln, Notunterkünften und Hygienevorrichtungen. Etwa 2,2 Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung - benötigt nach Schätzungen der Vereinten Nationen humanitäre Hilfe.

EU vor Entscheidung über Truppenentsendung

Währenddessen hält die Bundesregierung daran fest, im Rahmen einer geplanten EU-Militärmission in der Zentralafrikanischen Republik keine Bundeswehrsoldaten in den Krisenstaat zu entsenden. "Deutschland wird sich nicht beteiligen an Truppenstellungen für die Zentralafrikanische Republik", sagte ein EU-Diplomat.

Deutschland bietet aber an, Lufttransporte in angrenzende Länder zu übernehmen. Die EU-Außenminister wollen die Entsendung einer EU-Truppe am Montag im Grundsatz beschließen. Ist die Entscheidung gefallen, macht sich die EU umgehend an die genauen Planungen des Einsatzes. Die EU-Truppe soll innerhalb weniger Wochen einsatzbereit sein.

Die Militärmission soll Diplomaten zufolge zunächst auf vier bis sechs Monate ausgelegt sein und den Einsatz des französischen Militärs und der afrikanischen Einsatztruppe MISCA unterstützen. Der Einsatz solle solange dauern, bis MISCA die geplante Truppenstärke von 6000 Mann erreicht habe oder eine UN-Friedensmission nach Zentralafrika geschickt werde, sagte der EU-Diplomat. Die französische Regierung hatte von den Europäern eine Unterstützung ihres Militäreinsatzes in Zentralafrika gefordert.

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