Roman Herzog wird vor allem durch seine Berliner Rede in Erinnerung bleiben, die später als sogenannte "Ruck-Rede" in die Geschichte einging. Am 26. April 1997 stand er bei der Wiedereröffnung des Luxus-Hotels Adlon in Berlin und sagte: "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen."
1997, sieben Jahre also nach der Wiedervereinigung, war von der Euphorie über ein geeintes Deutschland nicht mehr viel zu spüren. Der Absturz der ostdeutschen Wirtschaft und Millionen Arbeitslose überforderten den Bundeshaushalt und die Sozialversicherungen. Deutschland machte immer mehr Schulden, die Steuern und Sozialbeiträge für die Bürger stiegen. Das vereinigte Deutschland steckte in einer Sackgasse fest. Herzogs berühmte Rede hatte eigentlich den Titel "Aufbruch ins 21. Jahrhundert", er forderte die Deutschen dazu auf, die verkrusteten Strukturen in ihrem Land zu überwinden.
Herzogs "Ruck-Rede" erzeugte große Resonanz: wegen der unbequemen Wahrheiten, die Herzog in seiner Rede ansprach, und der seinerzeit für das Amt eher ungewohnten sprachlichen Direktheit.
Der "Ruck" wurde zu Herzogs Markenzeichen, zu einem geflügelten Wort derjenigen, die wie Herzog umfassende Reformen und eine Erneuerung des Landes fordern - und das nicht nur von Parteien und Institutionen erwarten, sondern von jedem einzelnen Bürger: "Das Volk bewegt sich nicht", sagte er im Frühjahr 2008 der Bild-Zeitung. Es gebe zwar eine gewisse Bereitschaft zu Reformen, "aber es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren".
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