Robert Mugabe:Der Triumph des Diktators

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Robert Mugabe hat es mal wieder geschafft: Die Opposition hat sich zurückgezogen, der Westen protestiert nur mit Worten und die afrikanischen Nachbarn fast gar nicht. Doch ausländische Soldaten nach Simbabwe zu schicken würde den Diktator stärken, nicht schwächen.

Arne Perras

Nur Gott könne ihn abberufen, sagt Robert Mugabe. Leider sieht es so aus, als behalte der 84-jährige Machthaber in Harare mit seinem absurden Credo Recht. Denn die Krise im südafrikanischen Simbabwe offenbart vor allem eines: Diktatoren, die so zäh und so brutal sind wie Mugabe, triumphieren noch immer.

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"Old Bob" hat es offenbar wieder geschafft. Er hat die Opposition niedergedrückt, und sein Erfolg offenbart, wie hilflos die Weltgemeinschaft und die Simbabwer selbst nun erscheinen. Sie finden keinen Weg, um einen Machthaber vom Schlage Mugabes außer Gefecht zu setzen. Der alte Mann ist gerade dabei, die Präsidentschaft seines Landes zu rauben. Und das nicht zum ersten Mal.

Mit straff organisierter Gewalt hat der Staatschef kurz vor der Stichwahl seinen Herausforderer Morgan Tsvangirai aus dem Rennen katapultiert. Der Oppositionsführer gibt auf, und das kann ihm niemand zum Vorwurf machen. Tsvangirai hat getan, was unvermeidlich war: In einem Klima der Angst sind faire und freie Wahlen unmöglich. Morgan Tsvangirai ist kein Feigling, er weiß, was Gewalt vermag, er ist selbst gefoltert worden.

Dass eine freie Wahl gar nicht möglich ist, hat sogar Robert Mugabe, in der ihm eigenen Rhetorik, zugegeben: Sein Gegner sei davongelaufen, weil er einen "politischen Hurrikan" auf sich zurasen sah, sagte er. Sturm, Kampf und Krieg, das ist die einzige Sprache, die Mugabe kennt.

Es spricht indes für Tsvangirai, dass er sich dieser wahnwitzigen Schlacht um Stimmen, die nicht mit Argumenten, sondern mit Knüppeln ausgetragen wird, entzogen hat. Er setzt damit ein wichtiges Zeichen, das die Welt aufnehmen und hochhalten muss, um Mugabe als das zu entlarven, was er ist: Ein Verbrecher, der nicht auf den Stuhl des Präsidenten von Simbabwe, sondern auf die Anklagebank eines Strafgerichtes gehört.

Mugabe will die Stichwahl an diesem Freitag auch ohne einen Gegenkandidaten durchziehen. Er betrachtet sich ja ohnehin als Staatschef von Gottes Gnaden. Was spielt es da noch für eine Rolle, ob es - unten auf der Erde - ein Wahlvolk oder gar einen Herausforderer gibt? Mugabe kämpft und siegt auf seine Art. Und daran werden auch Proteste im Ausland nichts ändern. Das ist das Frustrierende an der Causa Simbabwe.

Mugabe bleibt, vorerst zumindest. Dass er sich so schamlos über die Prinzipien des Rechtsstaates hinwegsetzen kann, liegt aber auch daran, dass seine Nachbarn so lange still gewesen sind; dass sie es nicht wagten, den anti-kolonialen Kämpfer von einst, ihr Idol der Freiheit, anzutasten; dass sie ihn insgeheim stützten, wohl wissend, was in Harare seit Jahren geschieht.

Nun ist es nicht so, als würde sich Afrika gar nicht bewegen. Es gibt doch viele Zeichen, die auf Wandel hindeuten. Während früher noch Lobeshymnen der Intellektuellen auf Mugabe durch Städte wie Nairobi, Accra oder Dakar hallten, sind solche Gesänge heute nicht mehr oft zu hören.

Eine neue Zeit kündigt sich an. Mugabes Generation, die durch den Befreiungskampf gegen die Weißen groß geworden ist, und die aus dieser geschichtlichen Rolle einen Herrschaftsanspruch ableitet, der mit Demokratie nichts zu tun hat - diese Generation verliert an Überzeugungskraft. Gerade deshalb reagiert sie ja mit bloßer Gewalt. Sie mag, wie in Simbabwe, den Wandel mit der Knute noch einige Jahre hinauszögern, aber verhindern werden ihn Mugabe und seine Clique nicht.

Kurzfristig aber bringt das keine Lösung. Denn die neuen Strömungen müssten jetzt schnell zu politischen Entscheidungen finden, und das ist nicht wahrscheinlich. Simbabwes Nachbarn sind ein gutes Beispiel dafür. Die meisten blicken zwar mit Sorge auf Harare, aber sie wagen nicht viel.

Sie müssten, wenn sie den Diktator wirklich treffen wollten, eines unmissverständlich klarmachen: Wir erkennen eine erneute Präsidentschaft Mugabes nicht an. Amerika hat dies schon angekündigt, die Afrikaner diskutieren noch.

Sollte es zu einer solchen Ächtung kommen, würde dies Mugabe tatsächlich härter treffen als alle Sanktionen des Westens zusammen. Denn dann driftet er auf seinem eigenen Kontinent in die Isolation. Und dies würde ihn auch im eigenen Lager sehr schwächen.

Nur so kann der Druck auf Mugabe wachsen, der schließlich dazu führen müsste, dass der alte Mann die Präsidentschaft an einen Nachfolger übergibt. Nur dann gibt es genügend Spielraum für Verhandlungen, nur dann ist ein neuer Anlauf zu fairen Wahlen sinnvoll. Die Chancen, diesen Übergang von außen durchzusetzen, bleiben gering - solange Südafrikas Präsident und Vermittler Thabo Mbeki vor Machthaber Mugabe kuscht.

Oppositionsführer Tsvangirai hat nun selbst die Entsendung von Friedenstruppen ins Gespräch gebracht. Angesichts der Geschichte Simbabwes, das unter brutaler Kolonialherrschaft gelitten und sich selbst befreit hat, ist an ausländische Truppen aber nicht ernsthaft zu denken.

Simbabwe muss sich von innen heraus erneuern. Dafür braucht es zwar Hilfe durch die Staatengemeinschaft. Aber Soldaten aus dem Ausland wären ein neuer Casus Belli für Mugabe. Dann könnte er wieder in jene Rolle schlüpfen, die ihn einst groß gemacht hat. Diesen Gefallen darf ihm niemand tun.

© SZ vom 26.06.2008/bavo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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