Robert Lewandowski:Stark im Abschluss

Robert Lewandowski: Pionier der jüngsten wissenschaftlichen Strömung: Robert Lewandowski.

Pionier der jüngsten wissenschaftlichen Strömung: Robert Lewandowski.

(Foto: AFP)

Wie der FC-Bayern-Star zu akademischen Ehren kam.

Von Martin Zips

Dass die akademischen Würdenträger der "Wyższa Szkoła Edukacja w Sporcie", der Warschauer Sporthochschule, während der Prüfung Fußballtrikots tragen, das kommt nicht oft vor. Normalerweise wählen sie ein dunkelblaues Samt-Barett zum dunkelblauen Samt-Umhang. Rektor Jacek Dembiński trägt Rot.

Doch an diesem Montag war die Stimmung an der Hochschule ungewöhnlich gelöst. Noch tags zuvor hatte sich die polnische Nationalmannschaft mit einem 4:2 gegen Montenegro für die Fußball-WM 2018 in Russland qualifiziert. Das Führungstor schoss Robert Lewandowski, 29, Kapitän der polnischen Nationalmannschaft. Jetzt, nur wenige Stunden später, betrat eben dieser Lewandowski, der im Nebenberuf auch Stürmer beim FC Bayern München ist, als Student den Prüfungssaal, zur Verteidigung seiner Abschlussarbeit im Fach Sportmanagement. Im Anzug. Seine Prüfer hingegen, sehr ausgelassen, trugen ihm und ihrem Land zu Ehren weiß-rote Fußballtrikots, berichtete anschließend Sportprofessor Marek Rybiński dem Nachrichtenportal Wpolityce. Mit den Vereinsfarben des bekannten Münchner Sportvereins hatte das nun wirklich nichts zu tun.

Gleich dreimal habe Lewandowski die Bestnote erhalten, sagte Rybiński - ein ausgezeichnetes Ergebnis nach zehnjähriger Studierzeit. "Niemand bekommt bei uns seinen Bachelor einfach so", so der Professor. "Unsere Studenten arbeiten hart daran." Lewandowskis selbstreflektierende Abschlussarbeit erzähle simpel "die Geschichte seiner Karriere vom kleinen Jungen in den Straßen zum großen Star des internationalen Fußballs" und trage nach seinen Initialen und der Trikotnummer den Titel "RL9 - Der Weg zum Ruhm". Zur Erinnerung: Bachelor- und Masterstudiengänge waren einst im Rahmen der Bologna-Reform eingeführt worden, um Universitätstitel international vergleichbar zu machen. Doch Kritiker wie Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, nennen diese Reform einen "Unfall mit Fahrerflucht".

Sabrina Lucke vom Lehrstuhl Sportmanagement an der TU München musste noch nie die Abschlussarbeit eines prominenten Sportlers bewerten. Es sei aber schon möglich, dass ein Prüfling auch autobiografisch darlegen könne, "dass er die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten besitzt", meint sie. Letztlich komme es doch auf die Methodik an. Bologna hin oder her: "Jede Universität hat doch ihre eigenen Regeln." Ach, so ist das?

Dann verwundert es auch kaum, dass selbst die US-Elite-Universität Harvard Studienabbrechern (wie Mark Zuckerberg) oder Nichtstudenten (wie Steven Spielberg) die Ehrenabschlüsse ab einem gewissen Bekanntheitsgrad nur noch so hinterherwirft. Auch "Happy"-Sänger Pharrell Williams bekam von der New York University seinen Doktor der bildenden Kunst geschenkt - ohne jemals eine Vorlesung besucht zu haben.

Manchmal ist es eben auch die Hochschule, die sich mit einem Menschen schmückt wie sonst der Mensch mit ihrem Titel. Und Robert Lewandowski hat sich schon sehr angestrengt - im Spiel gegen Montenegro.

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