CDU-Richtungsdebatte:"Teufel spricht vielen aus dem Herzen"

Zustimmung für den Merkel-Kritiker: Prominente Mitglieder der Bundestagsfraktion teilen die Sorgen Erwin Teufels, die Union verliere ihren Markenkern und sei ideenlos. Das geht einigen anderen Parteikollegen dann doch zu weit.

Der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel (CDU), erhält für seine Kritik an der Union Zustimmung aus den eigenen Reihen. Teufel spreche "vielen in unserer Partei aus dem Herzen", sagte der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hatte Teufel gesagt, die CDU-Stammwähler könnten die Alleinvertretungsmerkmale der Partei und ihre Kernkompetenzen nicht mehr erkennen. Der Union fehle ein wirtschaftspolitisches Gesicht und auch in der Europapolitik habe die Partei ihr Profil verloren.

CDU-Politiker Teufel vermisst christliche Inhalte in seiner Partei

Er steht mit seinem skeptischen Blick auf die Union nicht alleine da: Baden-Württembergs ehemaliger Ministerpräsident Erwin Teufel.

(Foto: dapd)

An der Basis gebe es "ein nicht geringes Maß an Frustration", sagte Mißfelder den Dortmunder Ruhr Nachrichten. "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem sich zahlreiche Mitglieder zurückziehen und aus den Debatten heraushalten." Seit Jahren wachse die Unruhe und Unzufriedenheit der Mitglieder und Wähler darüber, dass das C im Parteinamen und christliche Werte immer mehr an Bedeutung verlören. Die CDU müsse sich wieder stärker auf ihre Werte besinnen und ihr Profil schärfen, vor allem in der Wirtschaftspolitik, forderte der JU-Chef.

Unionsfraktionsvize Michael Fuchs kritisierte vor allem die Parteiführung: Hier zeigten "viele wenig Interesse an der Wirtschaftspolitik." Dabei sei und bleibe die CDU die Partei Ludwig Erhards, sagte Fuchs der Rheinischen Post. Unterstützung erhielt Teufel auch vom Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Mike Mohring, und dem CDU-Fraktionschef in Baden-Württemberg, Peter Hauk.

Widerspruch aus den Ländern

Zurückhaltender äußerte sich Schleswig-Holsteins CDU-Chef Christian von Boetticher: In Anbetracht der Herausforderungen täte es zwar gut, auf den Rat der Älteren zu hören, die die CDU an ihre Wurzel erinnerten. "Aber neue Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit müssen wir schon selber finden", sagte Boetticher der Welt.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich bewertet Teufels Äußerungen als eine Meinung neben anderen: "Zu einer Volkspartei gehört auch Diskussion, das Ringen um den richtigen Weg, um die richtigen Ziele. Ich verstehe den Beitrag von Erwin Teufel als konstruktive Kritik im Ringen um die richtigen, gerechten und zeitgemäßen Lösungen."

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