Rettung im Westjordanland:Israel will Fatah-Anhängern helfen

Der Bruderkrieg zwischen den verfeindeten Palästinenserorganisationen Fatah und Hamas wird immer verzweifelter: Nun hilft sogar schon Israel.

Israel hat einen Teil der aus dem Gazastreifen geflohenen Mitglieder der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ins Westjordanland gebracht. Ein israelischer Armeesprecher bestätigte, mehrere Dutzend Fatah-Mitglieder würden in Bussen nach Jericho transportiert.

Rettung im Westjordanland: Ein israelischer Sicherheitsbeamter patrouilliert neben einem Bus mit Fatah-Anhängern, die vor der Hamas geflüchtet sind.

Ein israelischer Sicherheitsbeamter patrouilliert neben einem Bus mit Fatah-Anhängern, die vor der Hamas geflüchtet sind.

(Foto: Foto: AP)

Sie waren am Wochenende nach schweren Gefechten mit der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen geflüchtet. Am Sonntag waren nach einer Entscheidung des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak fast 40 von insgesamt mehr als 180 Flüchtlingen zurück in den Gazastreifen gebracht worden.

Viele von ihnen wurden jedoch anschließend von der Hamas festgenommen und befinden sich nach Informationen der Armee in Lebensgefahr. Bei dem folgenschwersten Ausbruch der Gewalt im Gazastreifen seit der Machtübernahme der Hamas vor gut einem Jahr waren am Samstag elf Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Mehr als 20 Verletzte wurden in israelischen Krankenhäusern aufgenommen.

Die blutigsten innerpalästinensischen Gefechte seit Monaten hatten begonnen, als Hamas-Polizisten Angehörige eines zur Fatah gehörenden Familienclans festnehmen wollten. Die Hamas macht sie verantwortlich für einen Bombenanschlag, bei dem vor einer Woche fünf Hamas-Mitglieder und ein Mädchen getötet worden waren. Die Fatah hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Das israelische Verteidigungsministerium gab am Sonntag an, Palästinenserpräsident Abbas habe gefordert, dass die Flüchtlinge in den Gazastreifen zurückkehren. Der israelische Bürgerrechtsverband reichte jedoch am Sonntagabend vor dem Höchsten Gericht in Jerusalem Klage gegen die Rückführung der Flüchtlinge in den Gazastreifen ein. Sie verwiesen dabei auf die möglichen Gefahren für Fatah-Mitglieder in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer.

Die Hamas hatte vor gut einem Jahr nach einem längeren Bruderkrieg mit der Fatah gewaltsam die Kontrolle im Gazastreifen übernommen. Die Fatah dominiert hingegen das Westjordanland und geht dort mit Festnahmen gegen die Hamas vor.

Hoffnung für entführten Soldaten

Der israelische Generalstabschef Gabi Aschkenasi sagte unterdessen erstmals, Israel kenne das Versteck des vor mehr als zwei Jahren entführten Soldaten Gilad Schalit im Gazastreifen. Man habe Informationen, dass Schalit am Leben sei, sagte Aschkenasi vor Rekruten in der Nähe von Tel Aviv. Es war die erste Äußerung Israels dieser Art seit Schalits Entführung am 25. Juni 2006 durch militante Palästinenser unter dem Kommando der Hamas.

"Wir unternehmen jede Anstrengung auf allen Ebenen, um Gilad Schalit zurückzubringen", sagte Aschkenasi. Ein israelischer Militärsprecher erklärte jedoch anschließend, die Äußerungen des Generalstabschefs seien "nichts Neues". Er habe lediglich erklären wollen, dass Schalit von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werde.

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