Republikaner-Debatte:"Alle Frauen haben genau gehört, was Mister Trump gesagt hat"

Carly Fiorina beeindruckt Publikum und Experten, Donald Trump erlebt einen schlechten Abend und Jeb Bush erinnert sich ans Kiffen. Welche Republikaner überzeugt haben und welche jetzt zittern.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

1 / 11

Donald Trump

CNN And Reagan Library Host GOP Presidential Primary Candidates Debate

Quelle: Bloomberg

Steht im Wahlkampf ... mit seinem Anti-Establishment-Kurs immer noch an der Spitze der Umfragen und im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Seit Beginn seiner Kandidatur im Juni hat alleine CNN mehr als 2100 Beiträge über ihn ausgestrahlt.

Wirkte in der Debatte ... wie der Prominenten- und Politikdarsteller, der er ist. Steckte ein, teilte aus, schnitt Grimassen. Bescheinigte Carly Fiorina, "eine schöne Frau" zu sein und Jeb Bush "mehr Energie als sonst" zu haben. War bei Sachfragen so schlecht vorbereitet, als wäre er zufällig auf die Bühne der Ronald-Reagan-Bibliothek gestolpert und wolle dies nun mit der üblichen Trump-Show überspielen. "Quasi alles, was ich angepackt habe, war ein großer Erfolg", erklärt er. Dieser Auftritt nicht.

Kann damit rechnen, dass ... alle auf die nächsten Umfragen blicken werden. In der Regel bestrafen die Wähler nachlässige Kandidaten, doch Trump gibt sich als Volkstribun und Wutverstärker, nicht als Politiker. Wird das wirklich genügen oder langweilt sich das Publikum langsam?

2 / 11

Carly Fiorina

570130137

Quelle: AFP

Steht im Wahlkampf ... erst am Anfang. Bis zum Vorprogramm der ersten Debatte kaum wahrgenommen, findet sie inzwischen Gehör und eine kleine, aber wachsende Anhängerschaft.

Wirkte in der Debatte ... hellwach und gut vorbereitet. Lieferte sich manchen Schlagabtausch mit Donald Trump ("Ich glaube, dass alle Frauen in diesem Land sehr genau gehört haben, was Mister Trump gesagt hat") und blieb dabei souverän. Sie versuchte zudem, außenpolitisch zu punkten. Betonte manchmal etwas zu stark ihre (umstrittenen) Erfolge als Chefin von Hewlett-Packard, auch Humor ist nicht ihre Stärke.

Kann damit rechnen, dass ... sie für das Anti-Trump-Lager eine Alternative geworden und eine ernste Option für 2016 ist - zumindest als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft.

3 / 11

Ben Carson

Republican U.S. presidential candidate Dr. Ben Carson speaks during the second official Republican presidential candidates debate of the 2016 U.S. presidential campaign at the Ronald Reagan Presidential Library in Simi Valley

Quelle: REUTERS

Steht im Wahlkampf ... erstaunlich gut da und inzwischen auf dem zweiten Platz vieler Umfragen, obwohl (oder weil) er Donald Trump ignoriert. Die ruhige Art des Hirnchirurgen war bislang ein Kontrastprogramm zur allgemeinen Aufgeregtheit im Feld.

Wirkte in der Debatte ... so ruhig, dass man Angst hatte, ihn beim Reden wegdösen zu sehen. Musste allerdings auch nicht besonders aufpassen, weil die anderen Bewerber sich gegenseitig angriffen, nicht aber ihn. Klang mit Sätzen wie "Wir müssen das Rad nicht neu erfinden" wie die Stimme der Vernunft, blieb aber unkonkret.

Kann damit rechnen, dass ... er weiter als vertrauenswürdiger Außenseiter gelten wird, sich der Mangel an Ideen aber nicht endlos verstecken lassen wird. Unter solchen Umständen ist es bis zu den ersten Vorwahlen Anfang 2016 ein langer Weg.

4 / 11

Jeb Bush

570130137

Quelle: AFP

Steht im Wahlkampf ... vor einer Entscheidung: Bleibt er der verlässliche, aber uninspirierende Kandidat der Sachlichkeit, oder verstärkt er seine Angriffe auf Donald Trump und begibt sich mitten in eine Schlammschlacht, für die er womöglich nicht gemacht ist.

Wirkte in der Debatte ... zunächst defensiv wie immer, später lebhafter. Ging Donald Trump an und brüstete sich, dessen Casino als Gouverneur von Florida nicht genehmigt zu haben. Verteidigte seinen Präsidenten-Bruder ("er hat für Sicherheit in unserem Land gesorgt"), gab zu, Marihuana geraucht zu haben ("meine Mutter ist nicht glücklich darüber"). Verblüffte mit der Idee, Maggie Thatcher auf die Zehn-Dollar-Note packen.

Kann damit rechnen, dass ... seine Berater fordern werden, noch aktiver zu werden. Die Frage ist, ob er der Typ dafür ist. Entspricht am ehesten dem Realpolitiker der Parteimitte und ist finanziell noch gut ausgestattet. Erinnert aber an Mitt Romney 2008 - gut organisiert, aber uninspirierend.

5 / 11

Ted Cruz

CNN And Reagan Library Host GOP Presidential Primary Candidates Debate

Quelle: Bloomberg

Steht im Wahlkampf ... auf der Seite von Donald Trump, auf dessen Anhänger er schielt, falls der 69-jährige Milliardär irgendwann aufgeben sollte. Ansonsten weit am rechten Rand, wo die Töne schrill sind.

Wirkte in der Debatte ... als hätte er den Großteil seiner Sätze etwas zu genau einstudiert. Der texanische Senator blickte immer direkt in die Kamera, betonte die iranische Bedrohung, das Obama-Versagen auf ganzer Linie und die Notwendigkeit einer harten Einwanderungspolitik. Seine Botschaft ist klar, präzise und zielt auf die Unzufriedenen.

Kann damit rechnen, dass ... er eine von vielen Optionen für frustrierte Republikaner ist. Muss darauf hoffen, dass einige Konkurrenten wie Huckabee oder Trump früh genug aufgeben oder schwächeln.

6 / 11

Marco Rubio

CNN And Reagan Library Host GOP Presidential Primary Candidates Debate

Quelle: Bloomberg

Steht im Wahlkampf ... schlechter da als er müsste. Aus der frischen Alternative zu Jeb Bush und Co. ist noch kein Kandidat mit dem Charisma eines möglichen Präsidenten geworden.

Wirkte in der Debatte ... souverän und kundig. Verteidigte das Recht, Spanisch zu sprechen und verknüpfte es mit seinem kubanischen Hintergrund, ohne sich zur Einwanderungsfrage im Detail positionieren zu müssen. Nannte Putin den "Gangster in Moskau" und zeigte Trump die Grenzen seines außenpolitischen Wissens auf.

Kann damit rechnen, dass ... sich nach diesem Auftritt wieder mehr Wähler für ihn interessieren.

7 / 11

Chris Christie

GOP Presidential debate

Quelle: dpa

Steht im Wahlkampf ... wegen schwacher Umfragen schon mit dem Rücken zur Wand. Christie versucht, sich durch konkrete Politik-Vorschläge zu profilieren, doch ihm haftet weiter ein Mangel an Seriosität, konservativer Überzeugung und nachweisbarer Erfolge als Gouverneur von New Jersey an.

Wirkte in der Debatte ... wohltuend konkret und vernünftig (wenn er nicht Sätze sagt wie "Hillary Clinton glaubt daran, Kinder im Mutterleib umzubringen"). Kritisierte die Konkurrenten immer dafür, nicht genug auf die Nöte der Wähler zu blicken - die Normalbürger seien an Details der Karrieren von Trump und Fiorina nicht interessiert.

Kann damit rechnen, dass ... seine Umfragewerte etwas steigen werden. Sinken können sie ja kaum noch.

8 / 11

Scott Walker

CNN And Reagan Library Host GOP Presidential Primary Candidates Debate

Quelle: Bloomberg

Steht im Wahlkampf ... nicht dort, wo die Anhänger des entfesselten Marktes ihn gerne sehen würden. Die Zukunftshoffnung vieler Republikaner wirkt noch nicht, als hätte er das Format für das Weiße Haus.

Wirkte in der Debatte ... gehemmt, erhielt aber in drei Stunden auch nur zwei Fragen. Konzentrierte sich darauf, die Wut auf Obama zu kanalisieren ("Ich wünschte, ich würde mit ihm Karten spielen, er wirft immer hin, wie wir mit Iran gesehen haben") und zugleich auch Trump anzugehen - die USA hätten bereits "einen Auszubildenden im Weißen Haus". Konnte nicht klarmachen, wie er sich von den anderen Kandidaten unterscheidet.

Kann damit rechnen, dass ... er weiter Geld sammeln wird, seine Unterstützer aber langsam nervös werden.

9 / 11

John Kasich

US Republican Presidential debate at the  Ronald Reagan President

Quelle: dpa

Steht im Wahlkampf ... als einziger Establishment-Kandidat besser da als noch vor ein paar Wochen. Der Gouverneur von Ohio hebt sich von seinen Konkurrenten durch nüchternen Pragmatismus ab.

Wirkte in der Debatte ... mitunter abwesend. Ob sich in ein paar Jahren noch jemand erinnern wird, dass er auf der Bühne stand? Erzählte etwas zu viel von sich und seinen Erfolgen. Dazu zählt unter anderem ein Flug mit Ronald Reagan in der Präsidentenmaschine.

Kann damit rechnen, dass ... es für ihn schwer wird, von den Konservativen gekürt zu werden. Pure Vernunft wird niemals siegen. Bei den Republikanern im Jahr 2015 zumindest nicht.

10 / 11

Mike Huckabee

570130137

Quelle: AFP

Steht im Wahlkampf ... an der Seite der Evangelikalen, ohne davon in den Umfragen zu profitieren. Begleitete medienwirksam Kim Davis aus der Haft, jene Staatsbeamtin aus Kentucky, die keine Homosexuellen trauen möchte. Stellt göttliches Recht über Staatsrecht und hat eine einfache Erklärung für die vielen Flüchtlinge aus Syrien: Sie wollen Kabelfernsehen.

Wirkte in der Debatte ... wie Mike Huckabee. Verglich die Kandidaten mit dem A-Team und Donald Trump mit Mister T. Erklärte, Iran behandle das Atom-Abkommen wie Toilettenpapier. Forderte Steuerfreiheit für diejenigen, die "produktiv" seien. Würde seine Frau auf die Zehn-Dollar-Note packen, um die Emanzipation zu fördern.

Kann damit rechnen, dass ... er im Wahlkampf noch eine Zeitlang mitmachen, aber keine große Rolle spielen wird.

11 / 11

Rand Paul

CNN And Reagan Library Host GOP Presidential Primary Candidates Debate

Quelle: Bloomberg

Steht im Wahlkampf ... auf der Seite der Libertären, was im Moment bedeutet: weit am Rande und abseits des allgemeinen Interesses. Versucht sich gegen Donald Trump, Überwachung und militärisches Eingreifen zu positionieren.

Wirkte in der Debatte ... stellenweise angriffslustig, kam aber selten zu Wort und gegen Trump häufig nicht an. Kritisierte den Irakkrieg deutlich und sprach sich für die Entkriminalisierung von Marihuana-Besitz aus. Schien an diesem Abend meist im Nirgendwo verloren.

Kann damit rechnen, dass ... der Druck auf ihn zunimmt, präsidiabel zu erscheinen. Ob das im republikanischen Wahlkampf 2015 mit den ungewöhnlichen Positionen des Senators aus Kentucky vereinbar ist? Die Zweifel werden nicht weniger.

© SZ.de/mati/ghe
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: