Rente:Schäuble ist so frei

Diese Idee des Finanzministers bringt niemanden weiter.

Von Thomas Öchsner

In der Bundesregierung hat Wolfgang Schäuble so etwas wie Narrenfreiheit. Die Kanzlerin braucht ihn. Deshalb kann es sich der Finanzminister leisten, auch unpopuläre Gedanken offen zu wiederholen. Dazu gehört sein Vorschlag, den Rentenbeginn nach hinten zu verlegen. Langfristig mag es richtig sein, das Eintrittsalter in den Ruhestand an die Lebenserwartung zu koppeln. Aber im Moment ist Schäubles Vorstoß völlig fehl am Platz. Es gibt andere, viel größere Probleme bei der Rente, und die schiebt die große Koalition seit Jahren vor sich her.

Schon die Rente mit 67 funktioniert nicht richtig. Nicht einmal ein Viertel der 60- bis unter 65-Jährigen in Deutschland ist noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gut jeder vierte Arbeitnehmer scheidet mit im Durchschnitt 55 Jahren wegen gesundheitlicher Probleme vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus. Solange das nicht viel besser wird, geht es an der Lebenswirklichkeit von Millionen Menschen vorbei, das Rentenalter über die 67 Jahre hinaus zu erhöhen.

Stattdessen sollte die Regierung jetzt endlich die private und betriebliche Altersvorsorge attraktiver machen und klären, ob sich eine neue Mindestrente für langjährig Versicherte finanzieren lässt. Teil dieses Gesamtkonzepts könnte dann auch sein, das Renteneintrittsalter flexibler zu gestalten. Für Menschen, die freiwillig länger arbeiten wollen, sind die Hürden oft noch viel zu hoch.

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