Reise des früheren Bundeskanzlers:Zu Gast bei Assad

Gerhard Schröder ist auch im Nahen Osten aktiv. Auf eine persönliche Einladung hin wagte er sich auf ein besonders heißes Pflaster - in den das von den USA immer noch als "Schurkenstaat " angesehene Syrien.

Christiane Schlötzer

In Schanghai war er schon, hat sich dafür eingesetzt, dass sein Arbeitgeber eine potentiell lukrative Lizenz für eine Frauenzeitschrift bekommt. Und in Moskau war er natürlich auch - Gerhard Schröder, Ex-Bundeskanzler und nun Chef seiner eigenen Ich-AG mit potenten Kunden: Ringier, Rothschild, Gazprom.

Gerhard Schröder; Baschar al-Assad; ap

Von Privatmann zu Staatsmann: Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder und der syrische Präsident Baschar al-Assad

(Foto: Foto: ap)

Jetzt hat Schröder Damaskus besucht. Am Dienstag war er Ehrengast, als im feinen Four-Seasons-Hotel im Zentrum der syrischen Hauptstadt eine Investitionsgesellschaft ins Leben gerufen wurde.

Vom Tourismus über den Immobilien- bis zum Banken- und Energiesektor, überall will die ehrgeizige "Cham Holding" aktiv sein, wie die syrische Nachrichtenagentur Sana vermeldet.

Die Auslandsaktivitäten des Privatmanns Schröder werden vom Außenministerium in Berlin aufmerksam verfolgt, und Syrien ist nach wie vor ein besonderes Pflaster. Das Land gehört für Amerika immer noch zum Reigen der Schurkenstaaten, und auch ein Besuch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier vor kurzem in Damaskus trug nicht dazu bei, Syrien aus der Schmuddelecke zu holen.

Empfangen wie ein Staatsmann

Jetzt war Schröder da, und Präsident Baschar al-Assad empfing ihn gleich zu Beginn des zweitägigen Besuchs in seinem Palast - so als sei der Gast aus Deutschland immer noch ein Staatsmann.

Damit bekam Schröders Damaszener Geschäfts-Trip unversehens einen politischen Akzent - wobei das Ereignis wahrscheinlich mehr über den syrischen Regenten verrät als über Ambitionen des Ex-Kanzlers.

"Das Interesse liegt bei Syrien, sie suchen einen Mittelsmann", sagt Volker Perthes, Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Schröder also als neuer Mediator im Nahost-Konflikt? Wie einst Kosmetikkönig Ronald Lauder, der zwischen Hafiz al-Assad, dem Vater des jetzigen Präsidenten, und dem damaligen israelischen Premier Benjamin Netanjahu zu vermitteln suchte?

Persönliche Einladung

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Schröder eine solche Rolle übernehmen will", sagt Perthes, dessen Stiftung auch die Bundesregierung berät. Schröders Büro in Berlin will lediglich mitteilen: "Für die Reise gab es eine persönliche Einladung der syrischen Regierung."

Assad öffnet derzeit gerne seine Arme. Erst vor drei Wochen empfing er einen als Ein-Mann-Delegation reisenden US-Senator, der damit das amerikanische Syrien-Embargo brach. So kam Schröder Assad wohl auch gerade recht.

Bei dem Treffen seien die Lage im Irak, im Libanon und in den Palästinensergebieten besprochen worden, meldete die Agentur Sana hinterher. Aber auch von wirtschaftlicher Zusammenarbeit sei die Rede gewesen.

Bei diesem Teil des Gesprächs dürfte sich Schröder deutlich wohler gefühlt haben, und bei der Festveranstaltung der Investoren im Four Seasons soll der Kanzler ganz in seinem Element gewesen sein.

Exzellente Beziehungen

Die Fäden dort zog Nabil Kuzbari, ein in Wien lebender und in der arabischen Welt äußerst aktiver syrischer Geschäftsmann. Kuzbari soll auch über exzellente Beziehungen zum syrischen Staatspräsident al-Assad verfügen.

"Wirtschaft und Politik lassen sich in diesem Land nicht trennen", sagt ein Kenner. Im übrigen aber sei "Kommerzialrat Kuzbari", wie sich der Unternehmer in Österreich gerne nennt, so reich, "dass er niemand einen Dienst" schulde, weiß der Kundige noch. Das wiederum gefällt Schröder nun ganz gewiss.

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