Regierung in Großbritannien:Lobbyist soll mit Einfluss auf Cameron geprahlt haben

Großbritannien hat möglicherweise seinen nächsten Lobbyskandal: Reporter haben Aufzeichnungen veröffentlicht, in denen ein britischer Lobbyist mit seinem Einfluss auf die Regierung angibt. Premier Cameron ist "empört" über die Anschuldigungen.

Britische Reporter der Journalisten-Initiative "The Bureau of Investigative Journalism" haben heimliche Mitschnitte von Angestellten einer PR-Agentur veröffentlicht, in denen diese mit ihrem Einfluss auf die britische Regierung prahlen. Die britische Tageszeitung The Independent veröffentlichte Aufzeichnungen, in denen Tim Collins von der Kommunikationsfirma Bell Pottinger erklärt, er habe während ihrer gemeinsamen Zeit in der Forschungsabteilung der konservativen Tory-Partei enge Bindungen mit Premierminister David Cameron und Finanzminister George Osborne aufgebaut.

Regierung in Großbritannien: Der britische Ministerpräsident David Cameron: Ein Lobbyist soll damit geprahlt haben, Einfluss auf die Regierung zu haben

Der britische Ministerpräsident David Cameron: Ein Lobbyist soll damit geprahlt haben, Einfluss auf die Regierung zu haben

(Foto: AP)

"Es ist kein Problem, die Botschaft an den Mann zu bringen", sagte Collins. Demnach habe Cameron laut Collins beim chinesischen Regierungschef Wen Jiabao einen Urheberrechtsstreit der Ingenieursfirma Dyson angesprochen, nachdem die Agentur ihn darum gebeten habe, berichtet The Independent.

Die Firma brüstete sich außerdem mit guten Kontakten zum britischen Außenminister William Hague, zu Camerons Berater Ed Llewellyn sowie seinem Berater Steve Hilton. Zudem könne die Agentur Wikipedia-Einträge von Kunden beschönigen und Google-Suchergebnisse so manipulieren, dass negative Berichterstattung schwerer auffindbar sei, heißt es in der Zeitung weiter.

Die oppositionelle Labour-Partei sprach von "sehr ernsten Vorwürfen", die ein Schlaglicht auf die Probleme des Lobby-Systems werfe. Ein Sprecher von Cameron dagegen bestritt die Richtigkeit der Äußerungen Collins', die er als "empörend" und "einen Haufen Müll" bezeichnete. "Weder Bell Pottinger noch irgendeine andere Lobby-Firma hat Einfluss auf die Politik der Regierung", sagte der Sprecher.

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