Reformer und Grenzöffner:Ungarns Ex-Regierungschef Horn gestorben

Ungarn Gyula Horn

Ein Bild, das um die Welt ging: Horn (rechts) und Mock zerschneiden am 27. Juni 1989 bei Fertőrákos am Neusiedler See in der Nähe von Sopron den Grenzzaun zwischen Ungarn und Österreich. 

(Foto: dpa)

Der frühere ungarische Ministerpräsident und Reform-Kommunist Gyula Horn ist gestorben. Er erlangte weltweit Berühmtheit, als er 1989 als Außenminister zusammen mit seinem österreichischen Amtskollegen Alois Mock symbolisch den Stacheldraht an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich durchschnitt.

Der frühere ungarische Regierungschef Gyula Horn ist tot. Der Sozialist, der Ungarn von 1994 bis 1998 regiert hatte, starb im Alter von 80 Jahren, wie die Nachrichtenagentur MTI meldet. Horn wurde insbesondere in Deutschland berühmt, indem er im Juni 1989 als ungarischer Außenminister mit seinem österreichischen Amtskollegen Alois Mock symbolisch den Stacheldraht zwischen beiden Ländern zerschnitt und tausenden DDR-Bürgern die Ausreise in den Westen ermöglichte.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich "betroffen" vom Tod Horns und würdigte ihn als "großen Europäer, der in einem entscheidenden Moment der europäischen Geschichte das Richtige tat und die europäischen Werte der Freiheit und Menschlichkeit gelebt hat". Horn bleibe den Deutschen durch "sein mutiges Wirken" unvergessen. Mit der Erlaubnis für Tausende DDR-Bürger, aus Ungarn nach Westeuropa auszureisen, habe er sich "endgültig einen Platz in den Geschichtsbüchern" gesichert, kommentierte Westerwelle.

Mit der Durchtrennung des Stacheldrahts öffnete Horn seinerzeit den jahrzehntelang geschlossenen Eisernen Vorhang zwischen Ost- und Westeuropa. Während er im Ausland für seine Rolle bei der Überwindung der Teilung Europas berühmt wurde, blieb er vielen Ungarn in schlechter Erinnerung, da er während seiner Zeit an der Spitze einer Mitte-links-Regierung einen harten Sparkurs verfolgte.

Die politische Klasse Ungarns würdigte dennoch die Verdienste des Verstorbenen um sein Heimatland. Horn sei der "größte von uns allen" gewesen, sagte der frühere sozialistische Regierungschef Ferenc Gyurcsány. "Er wusste Grenzen zu zerreißen." Gyurcsánys damaliger Amtsnachfolger Gordon Bajnai würdigte Horn als Symbol eines erfolgreichen friedlichen Wandels. Auch die national-konservative Regierung von Viktor Orbán äußerte den Hinterbliebenen ihr Beileid.

Horn war im Juli 2007 zu seinem 75. Geburtstag an der Seite des früheren sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow zuletzt in der Öffentlichkeit aufgetreten.

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