Reformen unter Raúl Castro:Kubanisches Experiment

People board a U.S.-made car, used as a private collective taxi, as it rains in Havana

Ein Taxi fährt durch die Altstadt von Havanna.

(Foto: Desmond Boylan/Reuters)

Um den Sozialismus nach 55 Jahren zu erhalten, setzt Kubas Präsident Raúl Castro auf Wirtschaftsreformen. Seine Landsleute dürfen nun Wohnungen kaufen und Geschäfte eröffnen. Die Kubaner nutzen die im Mangel erlernte Improvisationskunst. Es ist die Gier nach Dollars, die sie antreibt.

Von Andreas Glas und Matthias Kolb, Havanna

Der Mittelweg zwischen Kommunismus und Kapitalismus führt über eine schmale Marmortreppe hinauf zu einem Mann mit Glatze. Hier oben, im zweiten Stock eines Altbaus in Havanna, hat Gilberto Valladares seinen Salon. Er ist Friseur, ein kubanischer Udo Walz, nur jünger, ohne Brille, ohne Bart und ohne Resthaar auf dem Kopf. Der Mann, den alle "Papito" rufen, ist Avantgardist, wenn es um Frisuren geht. Doch geht es um Möbel, ist er Traditionalist. Die Sessel sind antik, die Einrichtung ist barock. Valladares tut, was Raúl Castro nicht recht gelingen will: Er geht mit der Zeit, hält trotzdem an den alten Dingen fest und verdient damit gutes Geld. Castros Traum vom neuen Kuba - in Papitos Salon ist er schon Wirklichkeit.

Über die Jahre ist aus dem Salon eine Art Friseurmuseum geworden. Nicht nur die Möbel sind antik, hinter Vitrinenglas hat Gilberto Valladares Hunderte skurrile Exponate drapiert. Kämme und Scheren aus allen Epochen, handbetriebene Föhns, alte Trockenhauben. Warum auf den Müll werfen, was sich jahrzehntelang bewährt hat?

Reformen unter Raúl Castro: Den Friseur Gilberto Valladares nennen alle nur Papito.

Den Friseur Gilberto Valladares nennen alle nur Papito.

(Foto: Matthias Kolb)

Ein Haarschnitt kostet hier zehn Euro, ein halbes Monatsgehalt für den Durchschnittskubaner, das Geschäft brummt trotzdem. Den Großteil der Einnahmen steckt Papito in sein Viertel rund um die Calle Aguiar. Er hat Fassaden saniert, einen Spielplatz gebaut, unterstützt eine Schule und andere Sozialprojekte. "Dass ich auf eigene Rechnung arbeiten darf", sagt er, "hilft mir, um mich noch besser um die Gesellschaft kümmern zu können."

201 Berufe dürfen jetzt "auf eigene Rechnung" ausgeübt werden

Gilberto Valladares ist Cuentapropista. Eben einer, der "auf eigene Rechnung" arbeitet, so heißt das offiziell auf Kuba. Man könnte ihn auch Privatunternehmer nennen, aber die Worte "Privat" und "Unternehmer" sind im 55. Jahr nach der Revolution immer noch verpönt - weil das Vokabular nicht ins System passt. Also sprechen die Staatsmedien von "Aktualisierung des Sozialismus", wenn von Raúl Castros Reformen die Rede ist.

Der jüngere Bruder des kranken Fidel Castro regiert das Land seit 2008. Der 83-Jährige weiß, dass der Sozialismus ohne Reformen nicht zu retten ist. Dass Kubas Wirtschaft am Boden liegt, hat mit dem Handelsembargo der USA zu tun, doch zugleich produziert das Land nichts, was der Rest der Welt kaufen will - mit Ausnahme von Rum und Zigarren. Wichtigstes Exportgut sind Mediziner, die man nach Venezuela schickt, im Gegenzug bekommt das Land Erdöl zum Sonderpreis.

Ohne dieses Tauschgeschäft würden auf der Karibikinsel die Lichter ausgehen. Also räumt Raúl Castro mit Illusionen auf. "Entweder wir ändern uns, oder wir gehen unter", verkündete er Ende 2010 - und wagte ein enormes Experiment: Er verabschiedete sich vom Ideal der Vollbeschäftigung und ließ mehr selbständige Arbeit zu. 201 Berufe, vom Friseur bis zum Taxifahrer, dürfen nun "auf eigene Rechnung" ausgeübt werden.

Doch die Reformen sind von Willkür und Widersprüchen geprägt. Ted Henken von der City University of New York spricht von "Raúls Mambo": zwei Schritte nach vorn, zwei Schritte zurück. Fast jede Maßnahme habe großes Potenzial, sagt Henken, aber über allem schwebe eine große schwarze Wolke, aus der von Zeit zu Zeit ein Blitz schießt. Zuletzt am 1. Januar, als das Regime den legalisierten Verkauf von Importwaren plötzlich wieder unter Strafe stellte. Auf der Calle Monte in Havanna, wo viele Kubaner ihre täglichen Einkäufe erledigen, brach das Geschäft ein. Viele Läden und Höfe, die für Cuentapropistas ausgewiesen wurden, stehen nun wieder leer.

Der Computer-Experte: "Morgen macht der Staat alles wieder kaputt"

Auch David Gómez ist Cuentapropista, auch ihn hat Rául Castros Blitz getroffen. Seitdem ist es ruhig geworden in seiner Computerwerkstatt in Matanzas, einer 150 000-Einwohner-Stadt in Kubas Nordwesten. Die Werkstatt ist winzig, sie besteht nur aus einem Tresen. Aus Lautsprechern wummert amerikanischer Hip-Hop, in der Auslage liegen Platinen und Festplatten, die er aus alten Computern ausgebaut hat.

Bis vor Kurzem hat er hier PCs und Laptops verkauft, nagelneue Geräte, die ihm ein Cousin in Miami besorgt hatte. Seit die Regierung den Verkauf von Importwaren wieder verboten hat, repariert er nur noch. "Heute verspricht dir der Staat ein besseres Leben und morgen macht er alles wieder kaputt. Das ist frustrierend", sagt David Gómez, der Informatik studiert hat: "Was ich vorher an einem Tag verdient habe, verdiene ich jetzt im ganzen Monat."

Für David Gómez ist der Geldsegen vorbei, doch anderswo passiert gerade etwas, das es im Sozialismus eigentlich nicht geben darf: Es entwickelt sich eine Zweiklassengesellschaft. Eine privilegierte Elite gab es zwar immer schon, doch wer als Cuentapropista Zugang zu Devisen hat, kann ziemlich schnell ziemlich reich werden.

Eine, die es geschafft hat, ist Estrella Huerta Muñoz. Als Schneiderin versorgt sie Touristen mit Maßanzügen und fertigt Kleider für die Töchter reicher Kubaner. Denn Sozialismus hin oder her: Zur Hochzeit oder der Quinze - dem Fest zum 15. Geburtstag, an dem Kubas Mädchen traditionsgemäß zur Frau werden - wollen alle Unikate tragen. In mehr als 15 Jahren hat die Juristin vieles perfektioniert: Die Stoffe schicken Verwandte und Freunden aus verschiedenen Ländern nach Havanna, in ihrer zum "Showroom" umgewandelten Veranda liegen handgefertigte Tischtücher und Servietten bereit. Ein Set kostet 50 Dollar und wird vor allem von Kubanern gekauft.

David Gómez repariert Computer, obwohl er eigentlich Informatiker ist; Estrella Huerta Muñoz schneidert, obwohl sie Jura studiert hat - eine akademische Ausbildung ist nichts mehr wert auf Kuba, auch das ist eine Folge der Reformen Raúl Castros. Zwar gehört Kubas Bildungssystem zu den besten Lateinamerikas, doch gutes Geld verdienen Ingenieure, Lehrer und Mediziner nur, wenn sie andere Jobs übernehmen.

20 Euro beträgt das monatliche Durchschnittsgehalt eines Akademikers - als Taxifahrer, Touristenführer oder Barmann in einem All-inclusive-Hotel kommt an Trinkgeldern viel mehr zusammen. Die goldene Regel lautet: Je mehr ein Kubaner mit Touristen zu tun hat, desto mehr kann er verdienen.

So wie Luis Reyes. "Geld interessiert mich nicht mehr", sagt der Mittvierziger, der in Havannas Altstadt drei "Casas Particulares" betreibt, also Zimmer an Touristen vermietet. 1998 fing er mit zwei Räumen in der Wohnung seiner Eltern an, nun werden seine Casas im Lonely Planet und Guide du routard empfohlen. Ständig sucht er nach Antiquitäten, um die Zimmer zu verschönern - oder versucht, weitere Wohnungen zu kaufen. 25 000 Dollar kostet eine Drei-Zimmer-Wohnung im Zentrum Havannas, für eine schöne Villa am Meer wird locker eine Million bezahlt. Solche Beträge kann sich nur leisten, wer Verwandte in den USA oder Europa hat, die auf ein gutes Investment spekulieren - jetzt, wo Kuba sich zaghaft öffnet.

Der Ökonom: "Niemand weiß, wie ein sozialistischer Staat richtig funktioniert"

Es gilt, sich clever zu verhalten und sich für den Moment zu positionieren, in dem die Reformen wirklich greifen oder die Regierung die Zügel lockert. Das gilt auch für fremde Investoren: Neben Brasilien, China, Venezuela und Russland wollen immer mehr europäische Staaten mit Kuba Geschäfte machen - im Februar kündigte Brüssel Gespräche über ein Handelsabkommen an. Ende März verabschiedete Kubas Parlament einstimmig ein Gesetz, das Auslandsinvestitionen erleichtern soll.

Geht es nach Jesús Pulido Catasús, sollte Raúl Castro nichts überstürzen. Denn der Spagat ist schwierig: Künftig soll ein Drittel der 5,3 Millionen kubanischen Arbeitnehmer als Cuentapropistas arbeiten; bereits heute sind es mehr als 400 000. Ohne die Privatunternehmer kann Kubas von Staatsbetrieben dominierte Wirtschaft nicht überleben, doch zugleich sollen Errungenschaften wie die kostenlose Gesundheitsvorsorge und das hohe Bildungsniveau erhalten bleiben. Ein Dilemma. "Niemand weiß, wie ein sozialistischer Staat richtig funktioniert", sagt Catasús.

Sein Wort hat Gewicht: Der weißhaarige Wirtschaftsprofessor und Regierungsberater empfängt in einer schönen Villa in Havanna, dem Sitz der Ökonomen-Organisation ANEC. Im Eingangsbereich stehen Käfige mit Papageien, die laut vor sich hinpfeifen. Catasús gibt offen zu: Als alles dem Staat gehörte, habe es auch nicht geklappt. Für ihn steht fest: "Jemand, der mehr arbeitet, muss am Ende auch mehr verdienen."

Die Suche nach neuen Spielregeln

Ähnlich klingt es bei Raúl Castro: "Kuba muss aufhören, das einzige Land zu sein, in dem man ohne zu arbeiten leben kann", sagte der Staatschef im Sommer 2010.

Sein Land befinde sich in einer Übergangsphase, sagt Catasús. Bevor Gesetze geschrieben werden, beobachte der Staat, was funktioniere - und was nicht. Ähnlich sieht es die Deutsch-Kubanerin Jenni Morin Nenoff, die ihre Doktorarbeit über Kubas neue Selbständige schreibt: "Momentan geht es um neue Spielregeln, aber die werden nicht nur vom Schiedsrichter festgelegt. Die Spieler testen Grenzen aus und wollen Einfluss nehmen." Ohne staatlichen Einfluss werde es auch künftig nicht gehen, betont Ökonom Catasús: "Es darf nicht sein, dass sich zu viel Kapital in den Händen weniger Leute sammelt. Die Unterschiede müssen tolerierbar sein."

Wie groß die Unterschiede schon jetzt sind, sieht man in Viñales, einem grünen Tal im Westen Kubas. Dorthin strömen die Touristen aus Europa und Kanada, die dem Castro-Regime die überlebenswichtigen Devisen in die Kassen spülen - zuletzt mindestens zwei Milliarden Dollar pro Jahr. Am Ende der Hauptstraße, in der sich Restaurant neben Pension neben Souvenirladen reiht, führt ein Lehmweg in die Natur.

Der Tabakbauer: "Ich bin kein Heiliger"

In einer Scheune sitzt Benito Camejo, legt sich ein Holzbrett auf den Schoß und rollt darauf Tabakblätter zu Zigarren. "Ich heiße Benito, wie Benito Mussolini", so stellt er sich vor. Ein Mannsbild wie aus einem Mafia-Roman: Panamahut, Schnurrbart, das Hemd steht bis zum Brusthaar offen, zwischen den Zähnen klemmt eine dicke Zigarre. Er hat zehn Hektar Anbaufläche, 50 000 Pflanzen wachsen hier. Er muss 90 Prozent seiner Ernte für einen Fixpreis an den Staat abtreten, der die fertigen Zigarren teuer ins Ausland verkauft.

Den Rest darf er behalten, offiziell als Eigenbedarf, in Wahrheit verkauft er diesen Rest aber wohl auf dem Schwarzmarkt. Benito Camejo gibt das nicht direkt zu, aber er sagt: "Ich bin kein Heiliger." Fragt man ihn, ob es ein lukratives Geschäft ist, nickt er nur, grinst und sagt: "Dafür habe ich Pech in der Liebe."

Reformen unter Raúl Castro: Benito Camejo ist Tabakbauer in Vinales.

Benito Camejo ist Tabakbauer in Vinales.

(Foto: Matthias Kolb)

Doch Benito Camejo macht nicht nur mit Tabak gutes Geld. Auch er weiß, wie er mithilfe des Tourismus seinen Umsatz noch steigern kann. Im Stundenrhythmus karren Reiseveranstalter ganze Urlaubergruppen in Bussen zu seiner Ranch neben den Tabakfeldern. Dann beginnt die Benito-Show: Er führt über seine Felder, zeigt den Touristen wie man Zigarren rollt, reißt Witze und am Ende serviert er Kaffee und Rum in seinem Wohnzimmer.

"Tabakbauern gewähren authentische Einblicke in den Alltag der Inselbewohner", heißt es in den Prospekten. Dass es sich in Wahrheit um Massentourismus handelt, kriegen viele Urlauber nicht mit, der Preis für die Benito-Show ist irgendwo versteckt im Gesamtpreis der Pauschalreise - und wenn der nächste Bus kommt, haben sie Benitos Ranch schon verlassen.

Für die Zusammenarbeit mit den zumeist staatlichen Reiseveranstaltern bekommt Camejo umgerechnet einen Dollar pro Tourist, da kommen pro Woche ein paar hundert zusammen. Zusätzlich zum Tabakgeschäft, versteht sich. Auf Kuba ist das irre viel Geld. Das Beispiel Benito zeigt, wie entsteht, was Raúl Castro eigentlich verhindern will: eine reiche Oberschicht.

Reformen unter Raúl Castro: Der Tabakbauer Benito Camejo.

Der Tabakbauer Benito Camejo.

(Foto: Matthias Kolb)

Wer auf Kuba Reichtum sucht, hatte bis vor einigen Jahren nur eine Chance: die Flucht in die USA oder nach Europa, in die Arme des kapitalistischen Klassenfeindes. Doch obwohl die Kubaner seit Kurzem ganz legal ausreisen dürfen, gibt es immer mehr Menschen, die in den Reformen ihr Glück wittern und auf Kuba bleiben - oder sogar auf die Insel zurückkehren.

Der Diplomaten-Sohn: "Technik hat auch eine soziale Aufgabe"

So wie Carlos Fernández-Aballí. Der Diplomatensohn wuchs in Venezuela auf, das Ingenieurstudium absolvierte er in Bristol, 2006 kam er zurück. "Viele Leute wundern sich, wieso ich wieder auf Kuba bin", sagt der 29-Jährige. Zum Gespräch bittet er auf die Terrasse seines zweistöckigen Hauses in einem Vorort von Havanna. Am Kühlschrank hängt ein New-York-Magnet, an der Wand das Foto seiner Abschlussfeier.

Bereits als Student gründete er die Organisation Engineers without Borders, die nach technischen Lösungen für Probleme in Entwicklungsländern sucht. "Meine englische Uni setzte ganz auf Hightech. Solche Produkte können sich nur 15 Prozent der Menschen auf diesem Planeten leisten, und ich bin überzeugt, dass Technik auch eine soziale Aufgabe hat."

Der Preis für Knoblauch variiert innerhalb eines Jahres um 600 Prozent

Fernández-Aballí will sein Fachwissen für Kuba nutzbar machen. Deshalb forscht er jetzt am Zentrum für Erneuerbare Energien der Polytechnischen Hochschule Havanna. Technische Details und Zahlen sprudeln nur so aus ihm heraus, doch er leugnet nicht, wie schwer ihm die erste Zeit in seiner Heimat fiel: "Ich hatte Anekdoten gehört, wie kompliziert der Alltag hier ist. Und es stimmt: Die Bürokratie macht es schwer, Lösungen zu finden und Eigeninitiative wird selten belohnt."

Doch mittlerweile gebe es mehr Freiräume für Selbständige wie ihn. Er beschäftigt sich seit Langem mit einem für Westeuropäer banal wirkenden Problem: dem Preis von Knoblauch. "Hier in Kuba variiert er innerhalb eines Jahres um 600 Prozent", so Fernández-Aballí. Der Grund: Die geruchsintensive Pflanze lässt sich schwer konservieren. Also entwickelte der Ingenieur mit einem Kumpel eine Knoblauchpresse, die den Zehen das Wasser entzieht. Restaurants können das Pulver ihrer Firma Sazon Purita kaufen und haben so Planungssicherheit.

Dem Jungunternehmer waren zwei Dinge wichtig: Für sein Produkt sollte es in Kuba einen Markt geben, und die Maschine musste ohne Ersatzteile auskommen - die Handelsblockade der USA macht den Import teuer bis unmöglich. Seine Presse besteht unter anderem aus einer Fahrradkette, eingeschmolzenem Eisen, Plastikrohren und Küchenutensilien. Es schwingt etwas von Start-up-Spirit mit, wenn der junge Mann erzählt - nur dass Fernández-Aballí nicht die Aussicht auf einen Millionendeal motiviert. Sagt er jedenfalls. Seine Erfindung diene der Nahrungsmittelsicherheit, und als Startkapital habe das Stipendium für seine Promotion genügt. Die wenig subtile Botschaft: Auch wer keinen Diplomaten als Vater oder Verwandte in Miami habe, kann auf Kuba etwas bewegen.

Man nimmt dem 29-Jährigen ab, dass er die Gesellschaft verbessern und mit einfacher Technik große Probleme lösen will. Sein Beispiel erinnert an Gilberto Valladares, den Friseur. Beide machen sich die zaghaften marktwirtschaftlichen Reformen der Castro-Regierung zunutze, um Geld zu verdienen. Doch beide vergessen dabei ihre soziale Verantwortung nicht.

Neulich im Restaurant: Der Kellner war ein studierter Atomphysiker

So dürfte sich Raúl Castro das neue Kuba vorstellen, den Mittelweg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Die Frage ist nur: Sind genug Kubaner bereit, diesen Weg mitzugehen? Oder werden die Kleinunternehmer den Sozialismus bald komplett infrage stellen und andere Freiheiten verlangen? Wie stark ist die Sehnsucht nach Demokratie oder dem Zugang zum World Wide Web, der auf Kuba auch 2014 nur in staatlichen Internet-Cafés und zu astronomischen Preisen möglich ist?

Wie es aussieht, wird es noch ein paar Jahre dauern, bis diese Fragen beantwortet sind. Denn heute gibt es nur wenige Kubaner, die ihr Leben aus einer so privilegierten Position heraus gestalten können wie Carlos Fernández Aballí, der junge Knoblauchpressen-Tüftler. Die meisten seiner Altersgenossen haben zwar eine gute Ausbildung, doch sie erhalten keine guten Jobs und ihre Selfmade-Pläne scheitern schon am fehlenden Startkapital.

"Neulich", erzählt Fernández Aballí, "war ich in einem Restaurant, da war der Kellner studierter Atomphysiker." So sieht sie aus, die kubanische Realität 2014.

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