Reformen der griechischen Regierung:In den Wind gesprochen

Reformen, jetzt aber wirklich. Die griechische Regierung gibt wieder einmal Versprechungen ab, denn ihre bisherige Sparpolitik war erfolglos und ging den Weg des geringsten Widerstandes. Dabei täte die Regierung in Athen gut daran, endlich auf ihre Bürger zu hören und gegen die Klientelwirtschaft vorzugehen.

Kai Strittmatter

Eilmeldung: Die griechische Regierung hat gemerkt, dass ihr Staat Reformen braucht. Man müsse, sagte am Montag der Finanzminister, in wenigen Wochen Reformen durchführen, die man jahrzehntelang versäumt habe. Stimmt, aber es geht auch konkreter: Es sind vor allem Reformen, die diese Regierung in den vergangenen zwei Jahren versäumt hat. Auch viele Griechen sind deshalb zornig - zu Recht.

Greek taxi owners protest

Die griechische Regierung hat bei ihren Sparbemühungen stets den Weg des geringsten Widerstands gewählt - und sich an die Klientelwirtschaft nicht herangetraut. 

(Foto: dpa)

Optimisten durften ihre Zuversicht zu Beginn des Sanierungsexperiments auf zwei Annahmen stützen: Dass die Regierung es ernst meint mit ihrer Absicht, Griechenland von Grund auf umzustülpen. Und dass das Sparprogramm der Kreditgeber die richtige Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche beinhaltet. Beide Annahmen waren unzutreffend. Die Konzentration aufs Sparen hat die Konjunktur abgewürgt. Vor allem aber stellt sich heraus, dass fast alle Maßnahmen Athens - bis hin zu der neuen Immobiliensteuer - schlicht den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Sie fordern den Bürgern neue Opfer ab, ohne ihnen als Gegenleistung dafür die Hoffnung auf einen besseren Staat zu geben. Und das alles, weil die Regierung zu feige ist, gegen die alte Klientelwirtschaft vorzugehen.

Jetzt durfte man erneut das Versprechen Athens hören, nun ernst zu machen mit Reformen, mit den lange überfälligen Kürzungen im Staatsapparat zum Beispiel. Wenn den Worten doch nur endlich einmal Taten folgten. Ja, der griechische Staat steht in der Schuld seiner Kreditgeber. Er steht aber noch tiefer in der Schuld seiner Bürger. Und das sollte auch die Geldgeber interessieren. Denn wenn die Bürger desertieren, dann können sie ihre Forderungen erst recht in den Wind schreiben.

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