Referendum in Katalonien:"Lasst die Menschen einfach wählen"

Referendum in Katalonien

Einheiten der spanischen Nationalpolizei hindern Menschen in Barcelona eine Schule, die zum Wahllokal umfunktioniert wurde, zu betreten.

(Foto: dpa)

Die schottische Ministerpräsidentin Sturgeon verurteilt das Vorgehen Madrids gegen das Referendum in Katalonien. Der Chef der Regionalregierung spricht von "Schande". Reaktionen im Überblick.

Die katalanische Regionalregierung hat die Bevölkerung trotz des Drucks aus Madrid dazu aufgerufen, am Sonntag über die Loslösung der Region von Spanien abzustimmen.

Das Referendum ist nicht bindend, spanische Gerichte und auch Ministerpräsident Mariano Rajoy haben es im Vorfeld als "illegal" bezeichnet. Sie wollen die Abstimmung mit allen Mitteln verhindern. Deshalb wurde die Polizeipräsenz in Katalonien massiv erhöht. Kurz nach Öffnung der Wahllokale kam es zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Guardia Civil. Aus dem Ausland gibt es Kritik für das harsche Vorgehen der Polizeikräfte:

  • Die schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon verurteilte die "schockierenden" und "unnötigen" Szenen aus Spanien. "Lasst die Menschen einfach wählen", schrieb sie auf Twitter. Ein Seitenhieb an den spanischen Premier Mariano Rajoy. Im Vorfeld des Referendums hatten sich die Separatisten im Konflikt mit der Zentralregierung wiederholt auf das Unabhängigkeitsbestreben in Schottland berufen. In einer Rede vor der Europäischen Union hatte Rajoy im vergangenen Jahr unmissverständlich erklärt, dass Schottland nach dem Brexit raus aus der EU muss - gemeinsam mit Großbritannien. Und das habe nichts mit Kataloniens Bestreben im eigenen Land zu tun.
  • Auch der belgische Premierminister Charles Michel verurteilte die Gewalt und rief zu politischem Dialog auf. "Gewalt kann niemals die Antwort sein", schrieb er auf Twitter.
  • Der britische Labour-Politiker Jeremy Corbyn schrieb auf Twitter: "Die Polizeigewalt gegen die Bürger in Katalonien ist schockierend. Die spanische Regierung muss jetzt handeln, um dem ein Ende zu setzen."

Spanien selbst sind die Fronten zwischen den Mitgliedern der Zentralregierung und den Lokalpolitikern verhärtet.

  • Nachdem der Vorsitzende der Regionalregierung, Carles Puigdemont, seine Stimme in einem anderen Wahllokal abgeben musste als ursprünglich geplant, veröffentlichte er eine Erklärung, in der er den Einsatz von Gummigeschossen und Schlagstöcken als "ungerechtfertigte" und "unverantwortliche" Gewalt gegen friedliche Demonstranten verurteilte. An die Adresse der Regierung des spanischen Regierungschefs Mariano Rajoy sagte er: "Es ist alles gesagt, die Schande wird sie auf ewig begleiten."
  • Der katalanische Repräsentant in Brüssel, Amadeu Altfaj, wendet sich in einer hilfesuchenden Botschaft an die Europäische Union. "Sehr geehrte Herren Juncker und Timmermans, ich bitte Sie, diese Selbstzufriedenheit zu beenden, einzugreifen und die europäischen Bürger Kataloniens zu schützen."
  • Der spanische Innenminister hingegen, Juan Ignacio Zoido, lobte die Sicherheitskräfte für ihren "professionellen" Einsatz. Dazu twitterte er ein Video, in dem ein Polizist einem Vater mit Kind den Weg aus der Menge weist.

Die Katalanen haben in der Vergangenheit immer wieder auch Unterstützung von Prominenten erhalten.

  • Der Fußballklub FC Barcelona war stets für die Unabhängigkeitsforderung. In den Wochen vor dem Referendum hat die Klubführung eine Erklärung veröffentlicht: "Der FC Barcelona bleibt seinen historischen Prinzipien treu: der Verteidigung der Nation, der Demokratie, der Meinungsfreiheit und der Selbstbestimmung, deshalb verurteilen wird jeglichen Versuch, diese Freiheitsrechte zu behindern." Der frühere Klubmanager Pep Guardiola, der aus Katalonien stammt, setzt sich seit Jahren für die Bewegung ein. Die Klublegenden Carles Puyol und Xavi sowie der derzeitige Abwehrspieler Gerard Piqué haben sich auf Twitter für die Abstimmung ausgesprochen. "Ich habe abgestimmt", twitterte Piqué.
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