Referendum in Bolivien:Reiche Provinzen wollen sich absetzen

In Bolivien hat bereits die vierte rohstoff- reiche Provinz für eine Autonomie gestimmt. Die Regierung bezeichnete das Referendum als illegal.

Die erdgasreiche bolivianische Provinz Tarija hat sich ersten Zählungen zufolge mit deutlicher Mehrheit für eine Autonomie ausgesprochen. In einem Referendum am Sonntag stimmten etwa 80 Prozent der Wähler für weitgehende Unabhängigkeit von der Zentralregierung, wie zwei private Umfrageinstitute berichteten.

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"Autonomia si!" - ihre Zustimmung zur größeren Unabhängigkeit der Provinz Tarija bekundet diese Bolivianierin schon auf ihrem Stirnband.

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Mit dem Endergebnis ist nach Angaben der Wahlbehörde nicht vor Mittwoch zu rechnen. Dem Institut Ipsos, Apoyo, Opinion and Mercado zufolge votierten 82 Prozent der Stimmberechtigten für eine Autonomie. Die Fehlerquote wurde mit zwei Prozentpunkten angegeben, etwa 28 Prozent beteiligten sich demnach nicht an der Abstimmung.

Das Meinungsforschungsinstitut Unitel berichtete von einer Zustimmungsquote von 79 Prozent und gab die Fehlerqoute mit einem Prozentpunkt an. Offizielle Ergebnisse wurden bislang nicht mitgeteilt.

In der Stadt Tarija feierten zahlreiche Menschen die veröffentlichten Zahlen. Gouverneur Mario Cossio erklärte vor einer begeisterten Menge, Autonomie müsse die Basis für "ein neues Bolivien" sein. "Autonomie ist der neue Weg", rief Cossio.

Präsident hält Referenden für illegal

Die an der Grenze zu Argentinien und Paraguay gelegene Region Tarija verfügt über 85 Prozent der bolivianischen Erdgasreserven, die einen Anteil von 13 Prozent am Bruttoinlandsprodukt ausmachen. Tarija ist bereits die vierte Provinz, die mehr Autonomie fordert.

In früheren Referenden hatten bereits die von rechtsgerichteten Gouverneuren regierten, rohstoffreichen Regionen Santa Cruz, Pando und Beni ihre Verwaltungs- und Finanzautonomie erklärt. Der linksgerichtete Präsident Evo Morales hat die Referenden als illegalen Versuch bezeichnet, seine Regierung zu stürzen.

Die Referenden waren eine Reaktion auf einen gescheiterten Verfassungsentwurf von Präsident Morales, der den Ureinwohnern mehr Autonomie zugestehen und dem Präsidenten mehr Vollmachten geben sollte. Die vier Regionen lehnen einen zunehmenden Zugriff der Zentralregierung auf ihre Wirtschaft ab, durch den die armen und mehrheitlich von Menschen indianischer Abstammung bewohnten Landesteile mitfinanziert werden.

Präsident Morales selbst hat für den 10. August ein Referendum angesetzt, in dem es um seinen Verbleib im Amt geht.

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