Rede von Rinat Achmetow:Oligarch mit Mut

Obwohl es in Kiew brannte und der Osten in Anarchie versank, blieb der reichste Mann der Ukraine weitestgehend stumm. Nun hat Rinat Achmetow doch das Wort ergriffen. Er spürt, dass nicht nur die Ukraine alles zu verlieren hat, sondern auch er selbst.

Ein Kommentar von Frank Nienhuysen

Er hat sich so lange zurückgehalten, obwohl es in Kiew brannte, obwohl der Osten in Anarchie versank, das Land auf einen Bürgerkrieg zutrieb. Rinat Achmetow, der wohl mächtigste, sicher der reichste Mann der Ukraine, blieb weitestgehend stumm. Nun geht er doch noch aus sich heraus. 4 Minuten und 14 Sekunden dauert seine Videobotschaft, die für seine Verhältnisse ein emotionaler Ausbruch ist. Der Oligarch fuchtelt mit den Armen, warnt mit dem Zeigefinger, er spürt: Jetzt hat nicht nur die Ukraine alles zu verlieren, sondern auch er selber - der Geschäftsmann.

Achmetows Appell zum Protest gegen die waffenstarrenden Separatisten ist eine Antwort auf deren Aufruf an die Bevölkerung, endlich zu den Gewehren zu greifen. Denn ein Imperium zu pflegen in einer "Volksrepublik Donezk", die international nicht anerkannt wird und rechtliches Niemandsland ist, würde Achmetows Basis bedrohen. Kurz vor der Abstimmung zum Präsidenten hat er seine Wahl also getroffen: Widerstand gegen die Separatisten, Erhalt der Ukraine.

Ein Durchbruch ist das noch nicht. Immerhin: Prompt legen Tausende Angestellte kurz die Arbeit nieder, ein Signal der Solidarität - und die Botschaft an die Separatisten, dass diese die Mehrheit der Bevölkerung eben nicht hinter sich haben. Vielleicht ist dies zumindest der Keim einer Stimmungswende: Die Ukraine steht, wieder einmal, vor entscheidenden Tagen.

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