Rede bei den UN:Obama: "Wir können alle Gottes Kollegen sein"

Barack Obama

"Wir müssen vorwärts gehen, nicht zurück": US-Präsident Barack Obama bei den UN.

(Foto: AP)
  • In seiner letzten Rede vor der UN-Vollversammlung gibt US-Präsident Obama seiner Überzeugung Ausdruck, dass die drängenden Probleme der Welt nur durch Demokratie und nationenübergreifende Zusammenarbeit zu lösen seien.
  • Er habe gelernt, dass er am besten für seine Töchter sorge, indem er sich auch um die Töchter und Söhne anderer Menschen sorge, sagt Obama.
  • Im Gegensatz zum politischen Vermächtnis des US-Präsidenten fällt die Abschiedsrede von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon deutlich schärfer und verbitterter aus.

Von Barbara Galaktionow

US-Präsident Barack Obama sieht die Welt am Scheideweg. Bei seinem letzten Auftritt vor der UN-Vollversammlung in New York sprach er von einem "Paradox", das die heutige Welt bestimme. Auf der einen Seite gebe es größeren Wohlstand und weniger Gewalt als jemals zuvor. Auf der anderen Seite herrsche in den globalisierten Gesellschaften eine große Unsicherheit und Unfrieden.

"Da die Menschen das Vertrauen in die Institutionen verlieren, wird trotz des enormen Fortschritts das Regieren schwieriger und Spannungen zwischen den Ländern kommen schneller an die Oberfläche", sagte Obama. In diesem Moment hätten die Menschen die Wahl, sie könnten Kooperation und Integration intensivieren oder sich "zurückziehen in eine scharf geteilte Welt".

Mit einem indirekten Seitenhieb gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump machte er klar, dass er die Lösung der Probleme nicht in der Abschottung der Nationen voneinander sehe. "Eine von Mauern umringte Nation würde sich heute nur selbst einschließen", sagte Obama im Hinblick auf Äußerungen Trumps, eine Mauer zwischen den USA und Mexiko errichten zu wollen.

In seiner Ansprache spannte der US-Präsident eher einen großen Bogen - im Gegensatz zum scheidenden UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der in seiner ebenfalls letzten Rede vor der UN-Vollversammlung vor allem seinem Zorn über das Versagen der internationalen Gemeinschaft in Syrien Luft machte, wo nach einer Woche Waffenstillstand die Hoffnung auf Entspannung gerade durch einen Luftangriff auf einen Hilfskonvoi zunichte gemacht werden.

Politiker "fütterten die Kriegsmaschinerie" in Syrien, verletzten Menschenrechte und verhinderten Hilfslieferungen an verhungernde Menschen, sagte Ban, der Ende des Jahres aus dem Amt scheidet.

"Mächtige Schutzherren" auf beiden Seiten des seit mehr als fünf Jahren andauernden Kriegs in Syrien hätten "Blut an ihren Händen", sagte Ban. Im Saals seien "Vertreter von Regierungen, die Gräueltaten ignoriert, erleichtert, finanziert, die daran teilgenommen oder sie sogar geplant und ausgeführt haben", anwesend. Diese Gräuel seien von allen Parteien des Syrienkonflikts gegen syrische Zivilisten begangen worden. "Viele Gruppen haben unschuldige Zivilisten getötet - keine mehr als die syrische Regierung", sagte der UN-Generalsekretär.

"Wir können das nicht alleine machen"

Obama betonte mit Blick auf Syrien, dass allein auf dem Verhandlungsweg eine Lösung aus dem Konflikt gefunden werden könne. Hier könne kein militärischer Sieg errungen werden. Er stellte zudem fest, dass die Kriege und Konflikte im Nahen Osten und der radikale Islamismus, wie ihn die Terrormiliz IS verbreite, langfristig durch keine äußere Macht aus der Welt geschafft werden könnten. Doch hier müsse man mit jenen zusammenarbeiten, "die aufbauen wollen, statt zu zerstören".

Denen, die glauben, dass "Probleme entweder von Washington verursacht oder gelöst werden", erteilte Obama zumindest eine teilweise Absage. "Wir können das nicht alleine machen", sagte er. Ob Armut, Kriege, Klimawandel oder die Ausbreitung des Zika-Virus - die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts könnten nur gemeinsam gelöst werden. Dafür müssten die Nationen zumindest teilweise bereit sein, einmal Souveranität abzugeben.

Was die Flüchtlingskrise angeht, appellierte Obama dafür, "die Herzen zu öffnen" für Menschen, die unverschuldet auf der Flucht seien. "Wir müssen die Empathie entwickeln, uns in ihnen zu sehen." Es gäbe viele Nationen, die schon jetzt das Richtige täten, aber andere, die deutlich mehr tun könnten.

Obama beendete seine Rede mit einem persönlichen Bezug. In den acht Jahren seiner Präsidentschaft habe er gelernt, dass er am besten für seine Töchter sorgen könne, indem er sich um andere Menschen kümmere, um "Ihre Töchter und Söhne", sagte er mit Blick auf seine Töchter im Teenageralter, Malia und Sasha. Wir können alle eine bessere Geschichte wählen, gab er zu Bedenken. "Wir können alle Gottes Kollegen sein."

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