Rechtspopulistische Partei "Die Freiheit":Geert Wilders im Schlussverkauf

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Geert Wilders, Held der europäischen Islamkritiker, spricht auf einer Veranstaltung der rechtspopulistischen Partei "Die Freiheit" - und keiner geht hin. Um einer Blamage zu entgehen, muss die Partei ihren "Stargast" nun zu Sonderkonditionen verschleudern.

Jan Bielicki

Für Fans war es immer schon etwas teurer, Idole live und aus der Nähe zu erleben. Der Niederländer Geert Wilders gilt in der Szene der europäischen Islamfeinde als Star. Und dabei zu sein, wenn der Rechtspopulist aus Venlo redet, ist manchem seiner deutschen Anhänger 100 Euro wert - zuzüglich Vorverkaufsgebühr. So viel soll zumindest zahlen, wer in der ersten Reihe sitzen will, wenn Wilders an diesem Samstag nach Berlin kommt.

Der Niederländer Geert Wilders, Chef der Partij voor de Vrijheid, gilt als Star unter den europäischen Islamfeinden. 100 Euro will in Berlin dennoch kaum jemand ausgeben, um ihn reden zu hören. (Foto: AP)

Dort, an einem noch geheim gehaltenen Ort, will die Partei "Die Freiheit" des aus der CDU-Fraktion ausgeschlossenen Landesabgeordneten René Stadtkewitz Wilders auftreten lassen. Und diesen Höhepunkt ihres Bemühens, bei der Wahl Mitte September ins Berliner Abgeordnetenhaus einzuziehen, sollen Wilders deutsche Fans mitfinanzieren.

Doch die verlangten Eintrittspreise sind vielen Islamgegnern zu hoch: Fünf Tage vor Wilders' Auftritt bieten die Berliner Rechtspopulisten nun die Plätze im Saal zu Sonderkonditionen an. Interessierte, "die nicht in der Lage sind, die hohen normalen Eintrittspreise zu entrichten", könnten an der Abendkasse zahlen, was "sie für angemessen halten", ließ die Partei in ihrem Infobrief wissen.

Zwischen fünf und zwanzig Euro sollen die Sitze dort kosten - und damit nur einen Bruchteil dessen, was die Partei bis dahin nehmen wollte: 100 Euro für einen Platz in der ersten, 80 Euro in der zweiten, 60 Euro in der dritten Reihe und immerhin 35 Euro weiter hinten. Mit den teuren Sicherheitsvorkehrungen "für eine der zehn meistgeschützten Personen Europas" begründet "Freiheit"-Bundesvorstand Felix Strüning die hohen Preise: "Doch da wir Sponsoren gefunden haben, können wir sie jetzt senken." Geert Wilders live zu erleben, dürfe "keine Frage der finanziellen Ressourcen sein".

"Die Freiheit" hat kaum Chancen auf ein Abgeordnetenmandat

Einen möglichen anderen Grund für die Preissenkung lässt die Vorverkaufsseite der Partei im Internet erkennen. Dort waren am Dienstagnachmittag noch fast 350 der etwa 840 zu vergebenen Plätze zu haben. Den Stargast vor einem halbleeren Saal reden zu lassen, sähe im Wahlkampf jedoch nicht gut aus.

Neueste Umfragen geben den Rechtspopulisten wenig Aussicht auf ein Mandat im Abgeordnetenhaus. Die Forschungsgruppe Wahlen führt "Die Freiheit" und die ebenfalls mit islamfeindlichen Parolen auftretende Gruppe "Pro Berlin" neben vielen anderen Parteien nur unter "Sonstige", die rechtsextreme NPD käme nach diesen Zahlen auf drei Prozent.

Wilders "Partei für die Freiheit" ist dagegen drittstärkste Kraft im niederländischen Parlament und toleriert die Koalitionsregierung des rechtsliberalen Ministerpräsidenten Mark Rutte.

© SZ vom 31.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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