Rechtspopulismus:Warum die AfD an Demonstranten 50 Euro zahlt

Demonstranten mit AfD-Plakaten auf einer Kundgebung 2018 in Berlin.

Demonstranten mit Plakaten der AfD im Regierungsviertel in Berlin.

(Foto: imago/IPON)
  • Auf Twitter kursiert das Gerücht, die Alternative für Deutschland kaufe sich lautstarke Teilnehmer für eine in Berlin geplante Demonstration.
  • Doch der Landesverband Rheinland-Pfalz klärt auf: Es handle sich um die Umverwendung einer geplatzten Spendenaktion.
  • Geld bekommen einige AfD-Demonstranten nun trotzdem.

Von Juri Auel

"In der #DDR gab es nur Bockwurst, damit alle zur Demo am 1. Mai kamen", kommentiert Katrin Göring-Eckardt ihr Netzfundstück. Angehangen an den Tweet der Grünen-Politikerin ist ein weiterer Tweet, der ein Foto einer E-Mail zeigt. Absender: Uwe Junge, Landeschef der AfD in Rheinland-Pfalz. Gerichtet ist die Mail an die "Mitglieder, Förderer und Freunde", seiner Partei. Und denen macht der Politiker ein verlockendes Angebot.

Für diesen Sonntag hat die AfD zu einer großen Demo nach Berlin eingeladen. "Zukunft Deutschland", lautet das Motto der Veranstaltung. Die Rechtspopulisten haben 10 000 Teilnehmer angemeldet. Aus der ganzen Republik wollen AfD-Verbände in die Hauptstadt kommen. Auch die Rheinland-Pfälzer planen schon länger ihre Fahrt nach Berlin. Mit mehreren Bussen wollte man anreisen. Doch die Resonanz auf das Angebot sei "sehr gering" gewesen, heißt es in der Mail, über die die linke Rechercheplattform Exif zuerst berichtet hatte.

Das Vorhaben sei wegen der schlechten Nachfrage verworfen worden. Doch der Landesvorstand wolle dennoch den Anreiz erhöhen, nach Berlin zu kommen "und mit mir/uns für die Zukunft Deutschlands zu demonstrieren", schreibt Junge an seine AfD-Gemeinde. Die konkrete Idee: Die ersten 30 Mitglieder, die ihre Teilnahme an der Demonstration nachweisen können, sollen einen Zuschuss von 50 Euro bekommen. 1500 Euro stünden insgesamt zur Verfügung. Als Nachweis reiche ein Foto - nebst Mitgliedsnummer, Namen und Anschrift.

Bezahlte Demonstranten? Bei der AfD? Auf Nachfrage der SZ bei der Pressestelle der Landtagsfraktion folgt darauf umgehend ein Dementi. "Es handelt sich hierbei ausdrücklich nicht um 'Demo-Geld', sondern nur um die Umlage der Spendeneinnahmen für den Bustransfer auf die ersten 30 Mitglieder", teilt ein Sprecher schriftlich mit. Da der Bustransfer aus organisatorischen Gründen nicht zustande komme, habe man sich zu diesem Schritt entschlossen.

"Ferner", so heißt es weiter, "pflegt die AfD nicht den Brauch, wie man bei Antifa und DGB stark vermuten kann, ihren Mitgliedern 'Demo-Geld' zu bezahlen." Die Mitglieder der Partei seien "alle motiviert und bringen genügend Initiative mit sich, ohne Bezahlung auf Demonstrationen zu fahren".

"Das ist unnötig, aber sicher gut gemeint", kommentierte AfD-Bundesvorstandsmitglied Andreas Kalbitz die Aktion. Vorstandsmitglied Steffen Königer sagte: "Das ist die Idee eines Einzelnen, die nicht abgesprochen war."

Von Seiten der Antifa oder des DGB, von denen einige Mitglieder bei Gegendemonstrationen zum Aufmarsch der AfD in der Hauptstadt erscheinen dürften, sind bis dato keine vergleichbaren Mails aufgetaucht. Bislang sind 13 Gegenveranstaltungen angemeldet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: