Rechtsextremist in BBC-Talkshow:"Er hat sich lächerlich gemacht"

Der Chef der britischen rechtsextremen Partei BNP wettert in der BBC gegen Schwule und Muslime. Das Urteil vieler Zuschauer: Griffin schadete sich mit dem Auftritt selbst.

Der Chef der britischen rechtsextremen Partei BNP ist trotz massiver Proteste in einer Talkshow des Senders BBC aufgetreten. In der Fernsehsendung "Question Time" griff Nick Griffin am Donnerstagabend unter anderem Muslime und Homosexuelle an.

Griffin, AFP

"Unvereinbar mit Großbritannien": Nick Griffin im BBC-Talk "Question Time".

(Foto: Foto: AFP)

Der Anblick zweier küssender Männer sei "gruselig", den Islam nannte er "unvereinbar mit Großbritannien". Der Frage nach der Leugnung des Holocaustes wich er aus. Er könne nicht erklären, warum er die Judenvernichtung früher als "Mythos" bezeichnet habe. Dann beklagte Griffin, er werde "dämonisiert", er sei "kein Nazi".

Die Zuschauer quittierten seinen Auftritt jedoch mit wütenden Zwischenrufen und buhten den umstrittenen Politiker aus. Es war der erste Auftritt eines Mitglieds der British National Party in einer großen Fernsehshow.

Im Video: In London haben Hunderte Demonstranten gegen den Fernsehauftritt des Chefs der rechtsextremen British National Party, Nick Griffin, protestiert. Vor dem BBC-Studio kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten.

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Schon im Vorfeld hatte der Auftritt in einer der wichtigsten Polit-Sendungen des Landes einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Vor der Aufzeichnung hatten Hunderte Menschen vor dem BBC-Gebäude in London protestiert.

Die Demonstranten versammelten sich vor dem BBC-Studio im Westen der britischen Hauptstadt und hielten Plakate mit der Aufschrift "Stoppt den BNP-Faschisten" oder "Die BNP ist eine Nazi-Partei" hoch. Nach Angaben eines Sprechers von Scotland Yard drangen rund 25 Demonstranten in das BBC-Gebäude ein, sie seien von Sicherheitskräften aber wieder nach draußen gebracht worden. Dabei gab es auch Zusammenstöße mit der Polizei. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt, drei festgenommen.

Griffin war 1998 wegen Rassenhasses zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Im Juni hatte er bei der Europawahl ein Mandat als Europaabgeordneter gewonnen. Die BBC - Großbritanniens öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt - verteidigte die Einladung deshalb als "angemessen".

Vize-Generaldirektor Mark Byford sagte, die BBC sei zur Unparteilichkeit verpflichtet. Neben Griffin war unter anderen auch Justizminister Jack Straw Gast der Show.

Nach dem Urteil vieler Zuschauer schadete sich Griffin mit dem Auftritt selbst. Er habe nervös gewirkt und sich ständig widersprochen, sagte Show-Besucher David Kernohan. "Das Publikum hat ihn schlicht bloßgestellt. Er hat sich lächerlich gemacht." Die BNP, die ein "weißes" Großbritannien fordert, hatte bei der Europawahl 6,2 Prozent erreicht und stellt zwei Abgeordnete im EU-Parlament. Gegen die Partei ist ein Gerichtsverfahren anhängig, weil sie nur weiße Mitglieder erlaubt.

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