Rechte Randale:Video zeigt Gewalt der Rechtsextremen in Heidenau

  • Ein mutmaßlicher Sympathisant der Rechtsextremen filmt deren gewalttätiges Vorgehen gegen die Polizei in Heidenau.
  • Sein Video, auf dem auch unvermummte Täter zu sehen sind, stellt er ins Internet. Später wird es gelöscht.
  • Doch die sächsische SPD-Fraktion hat es bereits gesichert.

Von Barbara Galaktionow

Eine Straße bei Nacht, rechts ein "Real"-Supermarkt, seitlich Straßenabsperrungen, immer wieder ist ein Knallen zu hören, Rauchbomben liegen auf der Straße. Junge Männer - zum Teil vermummt, zum Teil erkennbar - rennen auf die Kamera zu, sie reißen Straßensperren um, zünden Leuchtraketen, schmeißen mit Bruchstücken von Betonbefestigungen und anderem.

Sie brüllen: "Die Bullen, auf die Bullen drauf!" Ein Randalierer scheint einem Polizisten eine Straßensperre überzuziehen, ganz deutlich wird das nicht. Die jungen Männer skandieren Parolen, weitgehend unverständlich, klar nur: "Wir sind das Volk." Polizisten, erst noch in etwa 100 Meter Entfernung, stürmen bei Minute sieben des Videos auf die jungen, oft recht kurzhaarigen jungen Männer zu - am Filmenden vorbei.

Zuvor kurze hektische Dialoge: "Ich hab' gerade alles gefilmt", sagt vermutlich derjenige, von dem das Video stammt, auf dem dies alles zu sehen ist. Und das Tollste: "xsbilly" hat das Video am Sonntag bei Youtube eingestellt, gut beschriftet, wie sich das gehört: "Heidenau ausschreitungen und randale 22.8.15", hieß es da, wie die sächsische SPD-Fraktion mitteilt.

Gute Unterstützung für die Ermittler

"Da war wohl die intellektuelle Spitze der Rechten am Werk", spottet Henning Homann, Vize-Fraktionschef der SPD im sächsischen Landtag, im Gespräch mit der SZ. Sein Team habe das Video am Sonntag in verschiedenen Internetforen entdeckt. Ihnen sei klar gewesen, dass das vermutlich schnell wieder verschwinden würde. Und so war es. Sonntagnachmittag war der Film bereits gelöscht. Da war inzwischen offenbar auch dem Hobby-Filmer klar geworden, dass es nicht besonders schlau ist, Aufnahmen möglicher Straftaten der eigenen Freunde im Netz zu verbreiten.

Doch zu spät. Die sächsische SPD-Fraktion hatte das Video bereits gespeichert. Homann leitete es an die Polizei weiter und erstattete Anzeige. Außerdem veröffentlichte er es auf der Webseite der Sachsen-SPD. Warum? "Dieses Video zeigt sehr deutlich das Ausmaß von Nazi-Gewalt in Heidenau", sagt Homann. Es gebe immer noch Menschen, die die Gefahr von Rechts verharmlosten. "Die können sich das gerne angucken."

Auf der Homepage der Sachsen-SPD heißt es: Die extrem rechten Gewalttäter in Heidenau müssten mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden. Dazu gelte es, alle Mittel auszuschöpfen. "Wenn offenbar Rechtsextreme sich im Internet mit selbstgedrehten Videos für Ihre Straftaten rühmen, ist das erschreckend. Wenn sie damit ungewollt die Ermittlungsarbeiten der Polizei unterstützen könnten, sollte wir diese Chance wahrnehmen."

In der sächsischen Kleinstadt Heidenau hatten sich Rechtsradikale am Wochenende schwere Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die Demonstranten versuchten, Stimmung gegen die Einrichtung einer Erstaufnahmestelle von Flüchtlingen in einem ehemaligen Baumarkt zu machen.

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