Rechte Gewalt:Polizei bei Gedenkfeier für NSU-Opfer angegriffen

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Es hätte eine friedliche Kundgebung für ein Opfer der Neonazi-Terrorzelle werden sollen. Doch bei der Gedenkfeier in Rostock störten Rechtsradikale und griffen sogar Polizisten an.

Rechtsextreme haben in Rostock Polizisten angegriffen. Am Rande einer Kundgebung zum Gedenken an ein Opfer der rechtsextremen Terrorzelle NSU hätten schwarz gekleidete Vermummte am Samstag eine Eisenstange auf die Beamten in Zivil geschleudert, teilte die Polizei in Rostock mit. Ein Polizist sei am Knie verletzt worden und musste ärztlich versorgt werden.

Die Polizei geht davon aus, dass die Gruppe von 20 bis 30 Vermummten, die Schlagwaffen dabei hatten, das Gedenken an das NSU-Opfer Mehmet Turgut stören wollten. Etwa 100 Personen waren den Angaben zufolge dem Aufruf der Linkspartei gefolgt, friedlich des 2004 ermordeten Mehmet Turgut zu gedenken.

Etwa 400 Meter vom Ort der Kundgebung entfernt hätten Zivilbeamte die Gruppe der Vermummten bemerkt und sich als Polizisten zu erkennen gegeben. Daraufhin sei "aus der Gruppe heraus" die Eisenstange geworfen worden. Die Tatverdächtigen flüchteten.

Bei der anschließenden Fahndung ergriff die Polizei neun Menschen, "die Sturmhauben und Schlauchschals zur Vermummung bei sich trugen und der rechten Szene zuzuordnen sind". Die Polizei prüft nun, ob eine dieser Personen die Stange geworfen hat. Die Kriminalpolizei ermittle wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs.

Mehr rechte Gewalt in NRW

Die Zahl der Straftaten von Rechtsextremen hat im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen überdurchschnittlich zugenommen. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Düsseldorfer Landtag hervor, wie der Spiegel berichtete.

Demnach wurden 2011 in NRW fast 23 Prozent mehr rechtsgerichtete Gewaltdelikte verzeichnet als im Vorjahr - im selben Zeitraum stieg die Zahl rechter Gewalttaten bundesweit nur um drei Prozent. Vor allem in Dortmund, Wuppertal, Aachen, Siegen und Hamm gibt es dem Bericht zufolge Gruppen gewaltbereiter Neonazis mit hohem Mobilisierungsgrad.

Insgesamt wurden laut Spiegel im vergangenen Jahr in NRW mehr als 3000 Delikte verzeichnet, die dem rechten Spektrum zugerechnet werden. "Ich habe mir nie vorstellen können, dass hier rechte Schlägertrupps auftreten wie früher die SA", sagte der Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, Reiner Priggen.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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