Rebellen im Libyen-Krieg:"Ohne westliche Luftunterstützung haben wir keine Chance"

Für die Gegner von Gaddafi wird die militärische Lage immer bedrohlicher. Die Aufständischen hoffen auf Waffenlieferungen und Ausbilder aus dem Westen für ihre unerfahrenen Kämpfer.

Tomas Avenarius, Bengasi

Die Aufständischen in Libyen erhalten inzwischen zwar Unterstützung von US-Agenten, doch die militärische Lage wird für die Gegner von Machthaber Muammar al-Gaddafi immer bedrohlicher. "Mit Gewehren und Panzerfäusten allein haben wir keine Chance gegen moderne Panzer und 155- Millimeter-Geschütze", sagte der Militärsprecher Oberst Ahmed Bani in Bengasi der Süddeutschen Zeitung. Um ihren Kampf gegen Gaddafi führen zu können, seien die Rebellen auf sofortige Waffenlieferungen und auf Ausbildung durch den Westen angewiesen: "Wir brauchen moderne Anti-Panzer-Waffen", forderte Bani.

Rebellen im Libyen-Krieg: Noch feuern Rebellen Raketen auf Gaddafis Truppen - doch viele Menschen sind schon auf der Flucht.

Noch feuern Rebellen Raketen auf Gaddafis Truppen - doch viele Menschen sind schon auf der Flucht.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Er wollte die Anwesenheit von US-Beratern nicht direkt bestätigen, sagte aber: "Jede Hilfe ist uns willkommen."

Mitarbeiter der US-Regierung bestätigten der New York Times, dass kleine Teams von CIA-Agenten seit längerem in Libyen aktiv sind. Präsident Barack Obama soll vor einigen Wochen einen Geheimbefehl unterzeichnet haben, der die Zusammenarbeit von Agenten und Spezialkräften mit den Rebellen anordnet. US-Verteidigungsminister Robert Gates sprach sich vor dem Kongress dafür aus, dass andere Staaten als die USA die militärische Ausbildung und Bewaffnung von Rebellen in Libyen übernehmen sollten. Bisher koordinieren die US-Agenten offenbar Ziele für Luftangriffe gegen Gaddafis Bodentruppen. Zudem beobachten US-Drohnen über Libyen die Bewegungen des Militärs. Britische Agenten sollen ebenfalls im Land sein.

Das Kommando über die Militärkoalition, die gemäß der UN-Resolution 1973 den Schutz der libyschen Zivilisten gewährleisten will, ist am Donnerstag auf die Nato übergegangen. Die Allianz ist allerdings in der Frage der Unterstützung der Aufständischen gespalten. In den vergangenen Tagen hatte es nur noch wenige Luftangriffe gegeben. Wegen der fehlenden Luftunterstützung waren die Aufständischen vor drei Tagen in ihrem Vormarsch auf Gaddafis Heimatstadt Sirte gescheitert. Regierungstruppen drängten sie anschließend etwa 200 Kilometer in Richtung Osten zurück.

Gaddafis Truppen stehen inzwischen wieder vor der strategisch wichtigen Stadt Adschdabija. Unklar war am Donnerstag, ob westliche Jets die vorrückenden Regierungstruppen angreifen würden.

Die Regierungstruppen sollen ihre Taktik geändert haben

Die Lage sei sehr bedrohlich, sagte Issam al-Gherani, einer der Sprecher der Rebellenregierung: "Ohne westliche Luftunterstützung haben unsere Kämpfer keine Chance." Die Regimegegner behaupten, dass der Vormarsch der Gaddafi-Einheiten inzwischen von einer Eliteeinheit aus dem Nachbarland Tschad angeführt werde. "Es ist die Republikanische Garde des Tschad", sagte Militärsprecher Bani. "Das sind 3500 Mann mit T-90-Panzern, 155-Millimeter-Artillerie und mobilen Grad-Raketenwerfern." Eine Bestätigung dafür gibt es nicht.

Gaddafi unterhält mittels großzügiger Finanzhilfen enge Beziehungen zu Nachbarstaaten wie dem Tschad. Er soll im Tschad, in Niger und Mali Söldner anheuern. Aus Angst vor neuen Luftschlägen sollen die Regierungstruppen zudem angeblich in Zivilfahrzeugen vorrücken, um ihre Entdeckung durch die westliche Luftüberwachung zu erschweren.

Klar ist, dass die militärisch unerfahrenen Rebellen gegen Gaddafis Truppen chancenlos sind. Waffenlieferungen sind umstritten, Präsident Obama hat sich zudem festgelegt, keine US-Bodentruppen nach Libyen zu schicken. Außerdem bestehen Zweifel an der Rebellenführung. Ein hoher US-Offizier hatte behauptet, in den Reihen der Aufständischen fänden sich Militante des Terrornetzwerks al-Qaida und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah, was aber bisher nicht bestätigt werden konnte.

Die Führer der Aufständischen bestreiten, dass Islamisten auf ihrer Seite kämpfen. "Wir wissen davon nichts", sagte Militärsprecher Bani. "Wenn es in Einzelfällen so sein sollte, dann kämpfen diese Personen als Libyer für ein freies Libyen und nicht im Auftrag irgendwelcher Terrorgruppen." Für al-Qaida sei "kein Platz in Libyen".

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