Ralph Giordanos Islam-Kritik:Koran und Hakenkreuz

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Eigentlich hat Ralph Giordano vor einer Allianz aus Islamisten und Rechtsextremen warnen wollen. Mit unglücklicher Ausdrucksweise hat er das Gegenteil erreicht: Bizarrerweise kriegt der Schriftsteller nun Beifall von Rechtsextremen.

Sonja Zekri

Warum soll man es sich so schwer machen? Wozu die kleinteiligen Analysen, wozu eine mühselige Islam-Konferenz? Die Muslime leben ohnehin in einer ,,Parallelgesellschaft'', durch die Vollverschleierte wie ,,menschliche Pinguine'' huschen. Repräsentative Moscheebauten wie jener in Köln sind ,,Religionsausdruck einer anderen und fremden Kultur''. Es gibt kein ,,Grundrecht'' auf den Bau einer solchen Großmoschee. Und die Integration ist ,,gescheitert''.

Ralph Giordano - hier auf einer Archivaufnahme von 2002: Versierter Schriftsteller mit grober Wortwahl. (Foto: Foto: AP)

Sprach der Schriftsteller Ralph Giordano in einem Gespräch mit einem Beauftragten des muslimischen Dachverbandes Ditip, der die Kölner Moschee baut, und bekam für seine Worte Beifall von der rechtsextremen Organisation ,,Pro Köln''.

Giordano war nie für seine filigrane Argumentationstechnik bekannt, und er greift den Islam nicht zum ersten Mal an. Dass aber ausgerechnet er, der als Jugendlicher in den Kellern der Gestapo gefoltert wurde, nun das Geschäft der Ultranationalisten betreibt, ist eine ausgesprochen bizarre Wendung im Islam-Diskurs. Und eine unbeabsichtigte.

,,Wenn die zeitgenössische lokale Variante des Nationalsozialismus könnte, wie sie wollte'', hat Giordano nun abwehrend zu den Umarmungsversuchen von ,,Pro Köln'' gesagt, ,,würde sie mich in eine Gaskammer stecken''.

Da aber war längst der gegenteilige Effekt dessen eingetreten, was er beabsichtigt hatte. Eigentlich nämlich hatte er warnen wollen vor einer ,,unheiligen Allianz'' zwischen Rechtsextremen und radikalen muslimischen Kreisen, die antisemitische Propaganda verbreiteten und jüdische Menschen bedrohten.

Nun geistert die Schreckensvision einer islamistisch-nationalistischen Verbrüderung seit ein paar Jahren durch die Republik, und nie schien sie so drohend wie im Oktober 2000, als junge Muslime Molotow-Cocktails auf eine Düsseldorfer Synagoge warfen. Immer wieder gibt es Kontaktanbahnungen: Wenn die NPD Irans Präsidenten Ahmadinedschad bei der WM zujubeln möchte, wenn deutsche Nazis zu Konferenzen islamistischer Holocaust-Verleugner in Beirut und Teheran geladen werden; wenn Rechte bei Aufmärschen das Palästinensertuch tragen.

In der arabischen Welt fasst unterdessen die Mär von der Auschwitz-Lüge Fuß. Antisemitische Machwerke wie ,,Die Protokolle der Weisen von Zion'' waren Grundlage für Filme. Doch trotz der gleichlautenden Rhetorik des Hasses - für eine wahre Allianz zwischen Rechtsextremen und Islamisten fehlen die gemeinsamen Ziele. Der deutsche Antisemitismus steht singulär in der Tradition eines biologistischen Judenhasses, der im Mord an sechs Millionen Juden kulminierte.

Der muslimische Judenhass ist dagegen ohne die Krisen im Nahen Osten undenkbar. Von einer ,,Allianz'' sind beide Seiten weit entfernt. So wenig die deutschen Rechtsextremen sich mit einem Moscheebau anfreunden können, so gering ist das Interesse der Islamisten, mit den ungläubigen Neonazis ein dauerhaftes Bündnis einzugehen.

© SZ vom 24.05.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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