RAF-Häftling Christian Klar:Zeichen stehen auf Begnadigung

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Gewiss ist noch nichts, offizielle Statements vom Bundespräsidenten Horst Köhler gibt es auch nicht: Doch einige Hinweise, darunter ein neues Gutachten, sprechen dafür, dass er Christian Klar den Weg in die Freiheit ebnen wird.

Christoph Schwennicke

Wo die Rede auf die RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt kommt, die nun bald aus der Haft entlassen wird, fällt auch der Name Christian Klar. Die beiden standen am 30. Juli 1977 mit gezückten Waffen vor dem Dresdner Bank-Chef Jürgen Ponto, bevor dieser von fünf Schüssen getroffen wird und stirbt.

Christian Klar während einer Gerichtsverhandlung 1992, in der er sich wegen eines Banküberfalls verantworten musste, an dem er beteiligt gewesen soll. (Foto: Foto: AP)

Sie stehen zusammen für den harten Kern der Roten Armee-Fraktion, und bevor sich ausgangs dieses Jahres der deutsche Herbst zum 30. Mal jährt, stehen sie für eine letzte Auseinandersetzung mit den Protagonisten eines Terrors, der 34 Menschen das Leben gekostet hat.

Der Weg, der möglicherweise auch Christan Klar, verurteilt wegen neunfachen Mordes und elffachen Mordversuchs, in die vorzeitige Freiheit führt, ist dennoch ein anderer, als ihn jeder seiner Komplizin genommen hat. Bei Klar hat das Oberlandesgericht Stuttgart befunden, dass er bis Januar 2009 sitzen müsse, insgesamt dann 26 Jahre.

Rau war nicht überzeugt

Nur ein Gnadenakt des Bundespräsidenten könnte diese Frist verkürzen. Schon vor Jahren ging ein Gesuch beim Vorgänger des jetzigen Bundespräsidenten Horst Köhler ein. Doch Johannes Rau hatte, anders als in anderen Fällen, von einer Begnadigung Klars abgesehen - wie es heißt, weil er von Klars Reue und Einsicht in die Fehler des eigenen Tuns nicht überzeugt war.

Fakt ist, dass sich Köhler seit Monaten intensiv mit der Frage einer Begnadigung Klars beschäftigt. Auch wenn das Amt jede Meldung dazu als reine Spekulation abtut, neigt Köhler wohl stärker als sein Vorgänger dazu, Klar zu begnadigen. Das "menschliche Schicksal" des Inhaftierten beschäftige ihn, hat er einmal öffentlich gesagt.

Eine begünstigende Rolle könnte dabei ein psychologisches Gutachten des Freiburger Kriminologen Helmut Kury spielen, das nun endlich vorliegt und dem Vernehmen nach zu dem Schluss kommt, dass Klar abgeschworen habe und eine Entschuldigung gegenüber den Angehörigen seiner Opfer zu erwarten sein könnte.

Bevor Kury seine Eindrücke über Klar auf 130 Seiten zusammengefasst hat, war im Präsidialamt mit Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen worden, dass alle Anfragen aus dem Hause Köhler zum Fall Klar bei den Behörden und vor allem in den zuständigen Ministerien sehr hinhaltend behandelt wurden. Über Monate hinweg hielt Köhler seine Spitzenbeamten an, nicht locker zu lassen.

Spekulationen über einen Besuch

Sogar über einen persönlichen Besuch bei Klar im Gefängnis war nicht ohne Anlass spekuliert worden. Wenn schon kein Gutachten, dann immerhin ein persönlicher Eindruck, mag die Motivation Köhlers gewesen sein. Nun liegt das Gutachten vor, was eine Begegnung nicht unwahrscheinlicher macht. Der persönliche Eindruck ist Köhler wichtig.

Die Vermutungen gehen zusammengefasst dahin, dass Köhler Klar eher begnadigt als weiter sitzen lässt. So wie der Bundespräsident sein Amt bisher geführt hat, würde ihn wohl auch die klare Mehrheit in Meinungsumfragen gegen eine Begnadigung nicht von diesem Akt abhalten.

© SZ vom 13.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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