Rätsel:Wohin kommen Helmut Schmidts Kondolenzbücher?

Menschen verabschieden sich schriftlich vom Altkanzler. Was kommt danach?

Von Matthias Drobinski

"In tiefer Trauer und Respekt vor einem großen Staatsmann", hat Bundeskanzlerin Angela Merkel hineingeschrieben. Bundespräsident Joachim Gauck klingt da pathetischer: "Dank dem Staatsmann, der seinem, unserem Land mit Weitsicht, Entschlossenheit und der Leidenschaft zur Vernunft diente. Dank dem Bürger, der uns vorlebte, dass Verantwortung der Lebensatem der Demokratie ist." Andere schreiben einfach "Tschüss".

In Hamburg, Berlin und vielen weiteren Orten im Land stehen die Menschen Schlange, um sich in Kondolenzbücher einzutragen und so Abschied von Altkanzler Helmut Schmidt zu nehmen. Fast immer, wenn ein Prominenter stirbt, liegt ein Kondolenzbuch aus; so können viele Menschen Anteilnahme und Respekt für den Verstorbenen ausdrücken. Wer sich in ein Kondolenzbuch einträgt, wird somit Teil einer großen Trauergemeinde - ohne dafür allzu viel tun und allzu sehr die Trauernden behelligen zu müssen. Diese Form der Würdigung ist inzwischen auch bei privaten Trauerfeiern beliebt. Neu hinzugekommen ist zudem die Trauerseite im Netz - auch da gibt es jetzt zahlreiche Möglichkeiten, dem Altkanzler einen Gruß ins Jenseits zu schicken.

Was aber geschieht mit den Kondolenzbüchern, wenn die Trauer vorbei ist? Private Bücher bleiben in der Familie, klar; Kondolenzseiten im Netz leben geradezu ewig im virtuellen Raum. Bei Personen der Zeitgeschichte hängt, was geschieht, vom Wunsch der Angehörigen ab: Manche Bücher kommen ins Archiv, immerhin könnten sie einmal eine wichtige Quelle für Historiker werden. Andere gehen gleich an die Familie des Verstorbenen, das entscheide man im Einzelfall, sagt ein Sprecher des Hamburger Senats. Für die Kondolenzbücher für Helmut Schmidt gelte: "Zunächst gehen alle Blätter an das Bundesinnenministerium. Die binden sie und übergeben das Buch der Familie."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: