Rätsel der Woche:Warum sind so viele Kinder Nichtschwimmer?

Jedes dritte Kind im Alter von zehn Jahren kann nicht schwimmen, obwohl der Schwimmunterricht bundesweit Pflichtstoff ist.

Von Ulrike Heidenreich

Bis zu 32 Grad kann es an diesem Wochenende heiß werden, in den Freibädern wird es voll. Umso besorgniserregender ist eine Untersuchung der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG): Demnach können immer mehr Kinder im Grundschulalter nicht richtig schwimmen. 59 Prozent der zehnjährigen Mädchen und Jungen seien keine sicheren Schwimmer, etwa ein Drittel der Kinder könne überhaupt nicht schwimmen. Deutschland könnte ein "Land der Nichtschwimmer" werden, warnt die DLRG.

Das hat mehrere Gründe: Obwohl der Schwimmunterricht für Schulen verpflichtend ist, fällt er oft buchstäblich ins Wasser. Etwa jede vierte Grundschule hat keinen Zugang zu einem Bad. Und wo es Bäder gibt, sind die Schwimmzeiten für Schulen und Vereine strikt reglementiert, weil Platzmangel herrscht. Seit 2004 wurden allein in Bayern 63 öffentliche Schwimmbäder dichtgemacht. Aktuell sind 300 von 910 Bädern sanierungsbedürftig, in anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus. Viele Bäder wurden in den Wirtschaftswunderjahren gebaut. Den teuren Unterhalt kann sich heute keine Kommune mehr leisten. Und so wunderlich das klingt: Werden die Bäder in Spaßbäder umgebaut, fehlen am Ende die Bahnen, um 25 Meter durchziehen zu können - und damit Trainingsmöglichkeiten.

Dass Familien die Lücken beim Schwimmunterricht schwer schließen können, liegt ebenfalls daran, dass die Wege zu den Schwimmbädern weiter geworden sind - und dass oft Zeit fehlt, weil beide Eltern berufstätig sind. Der Lehrermangel tut ein Übriges: Schwimmunterricht zu geben ist aufwendiger als normaler Sportunterricht, die Lehrer müssen eine Rettungsqualifikation nachweisen. 2016 ertranken in Deutschland 537 Menschen, unter ihnen 64 Flüchtlinge - ein Höchststand in den vergangenen zehn Jahren.

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