Rätsel der Woche:Warum gibt es auf einmal wieder Inflation?

Von Nikolaus Piper

Das eigentliche Rätsel hinter dem Rätsel lautet: Warum gibt es erst jetzt mehr Inflation? Seit Jahren pumpen die großen Notenbanken der Welt, vornehmlich die Federal Reserve der USA und die Europäische Zentralbank, Abermilliarden Dollar und Euro ins Wirtschaftssystem mit dem Ziel, Deflation zu vermeiden, also einen zerstörerischen Verfall des Preisniveaus. Es war klar, dass dies irgendwann Erfolg haben würde. Bisher wirkten die Spätfolgen der Finanzkrise dem entgegen, etwa die Tatsache, dass Banken das viele Geld lieber horten, statt es in Form von Krediten weiterzugeben.

Jetzt scheinen sich die Dinge zu ändern. Im Dezember stieg die Inflationsrate in Deutschland auf 1,7 Prozent, während sie über das Jahr gerechnet noch bei 0,5 Prozent lag. Vier Ursachen für diesen Sprung lassen sich ausmachen: Erstens geben die Deutschen mehr Geld aus. Die Wirtschaft wächst, Löhne und Renten steigen ebenso kräftig wie die Staatsausgaben, vor allem für Flüchtlinge. Zweitens ist die Zeit des extrem billigen Öls vorbei. Die Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) hat sich im November darauf geeinigt, von diesem Monat an weniger zu fördern. Als Konsequenz sind die Energiepreise im Dezember in Deutschland um 2,5 Prozent gestiegen, Treibstoff ist um 6,0 Prozent teurer als vor einem Jahr, Heizöl sogar um 21,9 Prozent. Drittens ist der Euro derzeit sehr billig - für einen Euro muss man nur noch 1,06 Dollar zahlen. Das hilft zwar der deutschen Exportwirtschaft, verteuert aber die Importe. Viertens schließlich hält die EZB weiterhin das Geld billig, mit Negativzinsen und Wertpapierkäufen.

Gesamtwirtschaftlich gesehen ist die höhere Geldentwertung eine Rückkehr zur Normalität - genau das, was die EZB beabsichtigt. Problematisch ist das deshalb, weil die Habenzinsen noch längst nicht normal sind. Sparer erzielen für risikolose Anlagen daher eine deutlich negative Rendite.

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