Rätsel der Woche:Warum gibt Bernie Sanders nicht auf?

Chance hat er keine, Kandidat der US-Demokraten zu werden. Doch Bernie Sanders macht weiter - zum Ärger Hillary Clintons. Warum?

Von Hubert Wetzel

Einerseits ist das eine berechtigte Frage, und die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton stellt sie sich wohl jeden Tag - mit wachsender Wut. Warum gibt Bernie Sanders nicht auf? Warum zur Hölle wirft dieser zerzauste Hinterwäldler nicht die Brocken hin, der ja ohnehin nie Präsidentschaftskandidat werden wird, weil er die nötigen 2382 Delegiertenstimmen beim Nominierungsparteitag im Juli gar nicht mehr erreichen kann? Warum macht dieser Plagegeist nicht den Weg frei, damit sich Clinton in das Duell mit dem großen, blonden Wolf Donald Trump werfen kann?

Andererseits: Warum sollte Bernie Sanders denn aufgeben? Immerhin gewinnt der Senator aus Vermont immer noch viele Vorwahlen. Dass bei der Zahl der gewonnenen Parteitagsdelegierten, die am Ende über den Kandidaten entscheiden, Clinton mit 2293 zu 1533 Stimmen fast uneinholbar führt, liegt an dem absurden Wahlsystem der Demokraten. Da dürfen nämlich 712 "Superdelegierte" mitstimmen, also Parteifunktionäre und Großkopferte aller Art. Und von denen stehen natürlich die meisten auf der Seite der bestens vernetzten Clinton (525), nicht hinter dem Außenseiter Sanders (39). Ohne diese Superdelegierten schrumpft Clintons Vorsprung arg - auf 1768 zu 1494 Stimmen. Hinzu kommt, dass Sanders in Umfragen weitaus deutlicher vor Trump liegt als Clinton. Er kann durchaus behaupten, der besser geeignete Kandidat zu sein. Also: weiterkämpfen.

Manche glauben, Don Sanders' Kampf gegen die Windmühle Clinton habe auch etwas mit einer gewissen Dickschädeligkeit, Eitelkeit, Besserwisserei oder gar einer (typisch linkssozialistischen?) Rechthaberei zu tun. Mag sein. Aber unterm Strich ist es wohl so: Zum ersten Mal in seiner Karriere ist Bernhard Sanders, 74, ein echter Star. Zehntausende feiern ihn, Millionen wählen ihn. Damit aufhören? Wäre schön blöd.

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