Rätsel der Woche:Stirbt der Doppelname aus?

Die Politik ist immer eine Bühne für große Namen. Leutheusser-Schnarrenberger oder Müller-Piepenkötter etwa. Alles bald Vergangenheit?

Von Moritz Geier

Zwei Tage nachdem Annegret Kramp-Karrenbauer im Saarland die Wahl gewonnen hatte, stellte in Berlin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ein Buch vor. Letztere hat die große politische Bühne längst verlassen, und es konnte einen fast ein Hauch Müller-Lüdenscheid'scher Nostalgie befallen in Erinnerung an all die Doppelnamen, die die Politik bereits verloren hat. Roswitha Müller-Piepenkötter etwa, die mal NRW-Justizministerin war. Oder Margaretha Hölldobler-Heumüller, die im Hessischen Landtag saß. Steckt dahinter ein Trend? Stirbt er vielleicht sogar aus, der Doppelname?

Eine Nachfrage bei einigen Standesämtern in Deutschland liefert ein klares Ergebnis: Nein, die Existenz der Doppelnamen ist nicht bedroht. Seit der Namensreform von 1993 gilt: Eheleute können ihre eigenen Namen behalten und somit getrennte Namen tragen. Oder sie entscheiden sich für einen gemeinsamen Ehenamen. In diesem Fall darf der andere Partner seinen bisherigen Namen dem Ehenamen beifügen. Die Quote derer, die diese Option wählen, ist gering, aber stabil. In Dortmund etwa pendelt sie seit Jahren zwischen acht und zehn Prozent, in Stuttgart zwischen neun und elf. Konstante Werte seit mehr als zehn Jahren meldet auch Dresden, 2016 waren es dort acht Prozent, in Leipzig und München zehn. Etwas beliebter scheinen Doppelnamen in Frankfurt-Mitte zu sein (15 Prozent) sowie im Berliner Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf mit 14 Prozent.

Hinweise auf einen Trend geben nur ältere Zahlen. In Bremen waren es in den Achtzigern und Mitte der Neunzigerjahre zehn bis 14 Prozent, die einen Doppelnamen annahmen, 2016 nur noch acht Prozent. Auch im Münchner Standesamt heißt es, seit Anfang der Neunziger sei die Quote zurückgegangen. Der Ehename war bis zu einer Reform 1976 stets der Name des Mannes. Seit 1957 durften Ehefrauen immerhin ihren Namen per Bindestrich hinzufügen.

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