Rätsel der Woche:Soll der Mensch den Panda aussterben lassen?

Von Katrin Blawat

Der Berliner Zoo lässt sich seine beiden neuen Bewohner aus China viel Geld kosten: mehrere Millionen für das Panda-Gehege und etwa eine Million Euro jährliche Leihgebühr an China. Sind die beiden Pandabären dieses Geld wert? Lohnt es sich überhaupt, hohe Summen für den Schutz dieser Tiere auszugeben? Nein, meint der britische Journalist Chris Peckham. Er fordert, den Großen Panda - wie auch den Tiger - aussterben zu lassen. Peckham ist der lauteste Kritiker des Panda-Schutzes, doch in gemäßigter Form stellen diesen auch einige Artenschützer infrage. Sie geben nicht viel auf das Argument, der Panda (ebenso wie zum Beispiel der Koala- und Eisbär) fungiere in der Öffentlichkeit als Stellvertreter für weniger charismatische Arten. Dank ihrer Putzigkeit lenke der Panda die Aufmerksamkeit auf den Artenschutz. Dies helfe Geld einzuwerben, das auch unscheinbaren Arten zugute kommen könne. Der Mensch funktioniert nun einmal so, dass er beim Anblick eines flauschigen Pandas bereitwilliger spendet als nach einem Vortrag über Artenschutz.

Umstritten ist allerdings, inwieweit über den Panda eingeworbenes Geld tatsächlich anderen Arten nützt. Zudem wenden Kritiker ein, dass weniger charismatische, ebenfalls seltene Spezies wichtiger für die Ökosysteme seien. Das gilt besonders für Insekten und andere wirbellose Tiere. Sie machen den Großteil aller Arten aus, und um ihr Überleben ist es oft sehr schlecht bestellt. Sich stärker für all diese unscheinbaren Spezies einzusetzen, käme dem Ökosystem und damit letztlich auch dem Menschen zugute. Doch je länger Artenschutzverbände und Zoos zu Werbezwecken auf Pandas und ähnliche "Flaggschiffarten" setzten, umso mehr bestärkten sie in der Öffentlichkeit das verzerrte Bild einer Kitschpostkarten-Natur, sagt der französische Biologe Frédéric Ducame.

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