Rätsel der Woche:Könnte Trump die Wahl am Montag verlieren?

Wer in den USA Präsident werden will, braucht die Stimmen von 270 Wahlmännern oder -frauen. Theoretisch hat Trump 306. Doch nicht alle wollen so abstimmen, wie es die Konvention erfordert.

Von Sacha Batthyany

Nicht das Volk bestimmt in den USA den Präsidenten - die Wahlmänner entscheiden. Hillary Clinton erhielt am 8. November zwar landesweit gute zwei Millionen Stimmen mehr als ihr Rivale Donald Trump. Doch sie hat die Wahl verloren, weil der Republikaner in drei Bundesstaaten knapp gewann: in Pennsylvania, Wisconsin und in Michigan. Wer in einem Bundesstaat siegt, erhält sämtliche Wahlmänner dieses Staates. Wer mindestens 270 dieser Elektorenstimmen beisammen hat, ist Präsident. Trump kam auf 306 Elektoren, Clinton kam auf 232.

In etwa der Hälfte der Bundesstaaten müssen die Elektoren ihre Stimme jenem Kandidaten geben, der mehrheitlich vom Volk gewählt wurde. In den anderen Bundesstaaten gibt es keine solche Stimmpflicht. Um Trump zu verhindern, müssten mindestens 37 republikanische Wahlmänner oder -frauen das Lager wechseln und sich für Clinton oder einen dritten Kandidaten entscheiden. Bis jetzt hat nur ein republikanischer Wahlmann, der Texaner Christopher Suprun, verkündet, er werde seine Stimme nicht Trump, sondern dem gemäßigten Republikaner John Kasich geben. Neben Suprun haben sieben demokratische Wahlleute angekündigt, ebenfalls Kasich zu wählen. Sie wollten Clinton nicht schaden, sondern Trump verhindern. Die Gruppe nennt sich "Hamilton Electors" und bezieht sich auf einen der Gründerväter der USA, Alexander Hamilton, der in einer Erklärschrift zur Verfassung schrieb, dass es zur moralischen Pflicht der Elektoren gehöre, einen unqualifizierten Präsidenten zu verhindern.

Solche Abweichler sind in der Geschichte der USA äußerst selten. Sollte Trump am kommenden Montag nicht auf 270 Elektoren kommen und auch kein anderer Kandidat, dann würde das Repräsentantenhaus entscheiden, wer Präsident wird - und sehr wahrscheinlich Trump wählen.

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