Rätsel der Woche:Braucht Europa wieder mehr Grenzkontrollen?

Tausend Gesuchte fasste die Polizei bei Kontrollen während des G-7-Gipfels. Ein Modell für die Zukunft?

Von Jan Bielicki

Europas Binnengrenzen sind grundsätzlich offen, Personenkontrollen hat das Schengener Abkommen seit Jahren abgeschafft. Nur zu besonderen Hochrisiko-Anlässen - wie wegen des G-7-Gipfels auf Schloss Elmau - kommt die Bundespolizei zurück an die alten Grenzposten. Jetzt wurde sie prompt fündig: In drei Wochen gingen den Bundespolizisten bei der Kontrolle von 360 000 Personen an Deutschlands Grenzen mehr als 1000 Gesuchte ins Netz; zudem 10 000 Menschen, die ohne Visum über die Grenze kamen. Sofort meldete sich CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer: Es sei "notwendig, verstärkt Kontrollen an unserer deutschen Grenze durchzuführen".

Außerhalb Bayerns sehen Innenbehörden wenig Grund für Alarm: "Wenn man 20 000 Polizisten zusammenholt, werden die hoffentlich ein paar böse Buben fangen", spottet man in einem SPD-geführten Innenministerium. Tatsächlich verrät die Statistik nur eines: Wer mehr Angeln in den Teich hängt, fängt mehr Fische. Wo immer also die Polizei Schwerpunktkontrollen macht, wird sie Verdächtige finden - nicht nur an den Grenzen. Zwar machen es die offenen Grenzen des Schengen-Raumes internationalen Banden einfacher, sich europaweit zu bewegen. Aber die Zahlen belegen nicht, dass Grenzkontrollen das Land sicherer machen. So wurden vor zwanzig Jahren noch viermal mehr Autos geklaut als heute - trotz bewachter Grenzübergänge.

Die hohe Zahl von illegalen Einreisen ist zwar ein Indiz dafür, dass an den EU-Außengrenzen wegen der vielen Flüchtlinge vielerorts Chaos herrscht. Doch das lässt sich kaum durch einen Versuch beheben, die deutschen Grenzen dicht zu machen. Die weitaus meisten, die ohne Visum über die Grenze kommen, melden sich ohnehin bei den Behörden - um hier Asyl zu beantragen. Und ihr Recht auf ein Verfahren können ihnen Grenzkontrollen nicht nehmen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: