Putin vs. US-Geheimdienste:Trump weiß nicht, was er noch glauben soll

  • Donald Trump schließt sich der Position der US-Geheimdienste an. Diese werfen Russland vor, den Wahlkampf in den USA manipuliert zu haben.
  • Am Vortag hatte der US-Präsident noch gesagt, dass er Putin glaube. Der russische Präsident streitet jegliche Einflussnahme ab.
  • Auf Twitter pöbelt Trump gegen Nordkoreas Führer Kim Jong Un - und wünscht sich gleichzeitig, dass die beiden eines Tages Freunde werden.

Donald Trump hält es nun doch für möglich, dass Russland die US-Wahl beeinflusst hat. "Ich glaube unseren Geheimdiensten absolut", sagte der US-Präsident auf seiner Asienreise in Vietnams Hauptstadt Hanoi. FBI, CIA und weitere Dienste werfen Russland vor, sich in den Wahlkampf eingemischt zu haben.

Weniger als 24 Stunden zuvor hatte Trump noch das Gegenteil behauptet. Am Samstag sagte er, dass er Putin glaube. Der russische Staatschef hatte zuvor bestritten, dass sein Land versucht habe, Hillary Clinton zu schaden. "Jedes Mal, wenn er mich sieht, sagt er: 'Ich habe das nicht gemacht.' Ich glaube ihm wirklich, wenn er das sagt", sagte Trump über Putin. Das hatte heftige Kritik auch aus Reihen der Republikaner ausgelöst. So fragte Senator John McCain, warum der US-Präsident einem ehemaligen KGB-Agenten mehr Vertrauen schenke als seinen eigenen Geheimdiensten.

Obwohl sich Trump inhaltlich der Position von FBI und CIA angeschlossen hat, will er Putins Glaubwürdigkeit nicht anzweifeln. "Was ich da gesagt habe, ist, dass ich ihm glaube, dass er es glaubt, und es ist wichtig, dass man an etwas glaubt. Ich glaube, dass er davon überzeugt ist, dass sich Russland nicht in die Wahl eingemischt hat", sagte Trump, um direkt anzuschließen: "Ob ich es glaube oder nicht, ich bin auf der Seite der Dienste." Diese würden von hervorragenden Leuten geführt.

Trump wettert gegen "all die Hasser und Dummköpfe da draußen"

Die Russland-Affäre überlagert die erste Asienreise des US-Präsidenten. Sonderermittler Robert Mueller hat kürzlich Trumps früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort wegen Geldwäsche und Verschwörung angeklagt. Trumps Berater sollen sich mehrfach mit russischen Regierungsvertretern getroffen haben. Angeblich haben russische Hacker interne E-Mails der Demokraten veröffentlicht, um Clinton zu schaden. Außerdem soll von Russland aus geschaltete Wahlwerbung und Propaganda mehr als 150 Millionen Menschen in sozialen Netzwerken erreicht haben.

Dennoch legt Trump Wert auf eine gute Beziehung zu Putin. Es sei sehr wichtig, mit Russland zurechtzukommen, sagte er. Es gebe wichtigere Aufgaben als die Frage, welche Rolle Russland im US-Wahlkampf gespielt habe. "Wir müssen jetzt zurück an die Arbeit, um Syrien zu lösen, um Nordkorea zu lösen, um die Ukraine zu lösen, um Terrorismus zu lösen." Auf Twitter fragte Trump, wann "all die Hasser und Dummköpfe da draußen" endlich verstehen würden, dass eine gute Beziehung zu Russland eine gute Sache sei.

"Ich würde ihn NIEMALS als 'klein und fett' bezeichnen"

Eine gute Beziehung wünscht sich Trump auch mit Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un. "Ich bemühe mich so sehr, sein Freund zu sein", twitterte Trump. "Und vielleicht wird das eines Tages tatsächlich der Fall sein." Seitdem Twitter in der vergangenen Woche das 140 Zeichenlimit verdoppelt hat, stehen auch dem US-Präsidenten 280 Buchstaben zu Verfügung. Die nutzte er in diesem Fall, um seinem vermeintlichen Freundschaftsersuchen im selben Tweet eine Provokation vorauszuschicken: "Warum sollte Kim Jong Un mich beleidigen, indem er mich 'alt' nennt, wenn ich ihn NIEMALS als 'klein und fett' bezeichnen würde?" Keine drei Stunden später sagte Trump auf einer Presskonferenz mit Hinblick auf Nordkorea: "Wir wollen Fortschritt, keine Provokationen."

Der Tweet dürfte das ohnehin angespannt Verhältnis zwischen den USA und Nordkorea weiter belasten. Trump setzt auf seiner Asienreise alles daran, den Druck auf Pjöngjang zu erhöhen, um dessen Atom- und Raketenprogramm international zu ächten. Das nordkoreanische Außenministerium nannte Trumps Besuch "die Reise eines Kriegstreibers". Trump sei ein "alter Irrer", der Nordkorea nicht schrecken könne.

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