Dass Werner Mauss, 77, in seinem langen Berufsleben als Geheimagent eine multiple Persönlichkeitsstruktur entwickelt hat, ist hinlänglich bekannt. Allein die Anklage, die ihm Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall vorwirft und derzeit vor dem Landgericht Bochum verhandelt wird, ist an vier Herren gerichtet: Mauss, Möllner, Nelson und Koch. Tatsächlich stecken seit einem halben Jahr alle vier in derselben blauen Daunenjacke, unter deren weiter Kapuze sich der Angeklagte gerne im Gerichtssaal vor Fotografen verbirgt. Mehr als 30 Identitäten des ehedem viel beschäftigten Geheimagenten sind aktenkundig, er selbst hat bei einer Gelegenheit mal von mehr als 100 Tarnnamen gesprochen. Er war auch schon als Amerikaner und Österreicher auf Gangster- und Terroristenjagd. Dass es in diesem Organigramm aber auch eine Münchner Komponente gibt, war bis zu diesem Montag unbekannt. Seit dem 18. Januar 2017 sollen Claus Möllner und seine Familie mit Hauptwohnsitz an einer Münchner Adresse gemeldet sein - so zumindest hat es angeblich das Kreisverwaltungsreferat (KVR) der bayerischen Landeshauptstadt dem Bundeskriminalamt (BKA) kürzlich mitgeteilt. Das geht aus einem Brief des BKA an die Bochumer Staatsanwaltschaft hervor, der am Montag im Gericht vorgelesen wurde. Die entsprechende Münchner Wohnung, das passt in die Welt des Werner Mauss, soll einem 79-jährigen Ex-Nachrichtendienstler gehören.
Prozess:Ja servus
Deutschlands berühmtester Geheimagent Werner Mauss ging unter vielen Namen auf Terroristenjagd. Einer davon hat nun plötzlich seinen Hauptwohnsitz in München gemeldet. Ist Werner Mauss jetzt also Münchner?
Von Ralf Wiegand
Lesen Sie mehr zum Thema