Prozess gegen Bo Xilai:Verwöhnter, kleiner Prinz

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Bo Guagua, Sohn des angeklagten früheren Parteifunktionärs Bo Xilai, liebt den Luxus. (Foto: Reuters)

Der Prozess gegen Bo Xilai entwickelt sich zum Familienthriller - und mittendrin steht Bo Guagua, der verhätschelte Sohn des Angeklagten. Er studierte in Harvard, liebt Porsche und exotische Reisen. Woher stammt das Geld für seinen luxuriösen Lebenswandel?

Von Kai Strittmatter, Peking

Seinetwegen wurde die Mutter zur Mörderin, er lieferte den Feinden des Vaters den Anlass, den Vater zu stürzen und einzukerkern. Er als Einziger der Familie ist noch auf freiem Fuß: Kein leichtes Päckchen, das der 25-jährige Bo Guagua da zu tragen hat. Aber wahrscheinlich war es das noch nie: Der Großvater Bo Yibo einer der "Acht Unsterblichen" (Revolutionsveteranen an der Seite Mao Zedongs), der Vater Bo Xilai bis eben noch einer der wichtigsten Männer des neuen Chinas. Und der junge Guagua (der Name heißt "Melone")? "Das einzige Kind in meiner Familie, das das Potenzial hat, es nach ganz oben zu schaffen", sagte Bo Xilai, der Vater, mal.

2009 erschien in einem Chongqinger Internetportal eine wahre Hymne auf Guaguas Schullaufbahn. Der Junge sei "die Verkörperung sozialistischer Werte". Das würden sie so wohl nicht noch einmal schreiben. Nicht jetzt, nach den drei Tagen des Prozesses gegen Vater Bo Xilai, der sich vor staunendem Publikum weniger als Politdrama entfaltet denn als Familienthriller: eine Soap mit intimen Einblicken in eine sonst verborgene Welt, die der kommunistischen Aristokratie. Und eben mittendrin: Bo Guagua, der verwöhnte Prinz.

Ferrari? Er fährt lieber Porsche

Mit zwölf schaffte ihn die Mutter nach England, wo er bald das Elite-Internat Harrow besuchte, später studierte er in Oxford, dann in Harvard. Ein Musterschüler war er offenbar nie, bis heute rätseln viele, wie er es nach Harvard schaffte - und wie die Eltern das bezahlten (der Vater kam als Parteichef von Chongqing auf einen Jahreslohn von offiziell 20.000 Dollar). Die oft kolportierte Geschichte, Bo Guagua sei auch schon in einem roten Ferrari vorgefahren, scheint dabei nicht zu stimmen, offenbar fährt er lieber Porsche. Vor allem reist er gerne: Kuba, Venedig, Paris - von 2004 bis 2012, sollen so fast 400.000 Euro Reisekosten zusammengekommen sein.

Vor Gericht trat nun ein prominenter Geschäftsmann auf, Xu Ming, der sagt, er habe das alles bezahlt. Allein ein Trip nach Afrika im Sommer 2011, zum Kilimandscharo, kostete mehr als 100.000 Euro; Xu stellte Bo Guagua einen Privat-Jet zur Verfügung. Xu war großzügig: 2008 sah Guagua in Peking einmal einen Segway-Roller, und sagte zur Mutter, er wolle auch einen.

Die Mutter, Gu Kailai, erinnert sich in ihrer Aussage, sie habe ihrem Sohn damals gesagt: "Geh zu Xu, er soll's bezahlen. Er hat dir schon lange kein Geschenk mehr gemacht." Gus Aussage wurde im Gericht als Video gezeigt. "Es war so praktisch, Xu anzurufen", erinnert sie sich. Xu Ming zahlte die Kreditkartenschulden von Bo Guagua (2011 gut 40.000 Euro); und als die Mutter eine Villa in Cannes kaufte, als Pfand für die Zukunft Bo Guaguas, da stammte auch da das Geld von Xu. Die Villa war der Anfang vom Ende: Der Streit mit einem der Mittelsmänner beim Kauf, Neil Heyood, endete tödlich: Gu ermordete ihn. Bo Xilai stürzte. Und Bo Guagua? Er studiert jetzt Recht. An der Columbia Law School in New York.

© SZ vom 26.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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