Prozess:Acht US-Soldaten droht Todesstrafe

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Weil sie insgesamt sieben irakische Zivilisten ermordet haben sollen, droht acht US-Soldaten die Todesstrafe.

Christian Wernicke

Militärermittler kamen nach wochenlangen Untersuchungen von zwei getrennten Fällen jeweils zu dem Ergebnis, die Soldaten hätten wehrlose Iraker vorsätzlich getötet.

Es gilt als wahrscheinlich, dass der zuständige US-Armeegeneral demnächst formal einem Verfahren vor einem amerikanischen Kriegsgericht zustimmen wird. Für Entsetzen in der US-Öffentlichkeit hatte vor allem das Vorgehen von fünf US-Soldaten gesorgt, die im März im so genannten "sunnitischen Dreieck" nahe der Kleinstadt Mahmudiya ein 14 Jahre altes Mädchen vergewaltigt und anschließend ihr Opfer sowie deren Eltern und ihre siebenjährige Schwester getötet hatten.

Um Spuren zu verwischen, hatten die Armeeangehörigen anschließend den Leichnam der 14-Jährigen mit Kerosin übergossen und verbrannt. Ihr Anführer, der frühere Soldat Steven Green, war bereits im April noch vor Enthüllung des Skandals wegen psychischer Störungen aus der Armee entlassen worden und muss sich vor einem Zivilgericht in Kentucky wegen Mordes verantworten.

Nach Ansicht des Militärermittlers hatten die fünf Soldaten ihre Tat genau abgesprochen. Ihre Verteidiger beteuern hingegen, die Morde seien ,,spontan geschehen'' und eine Folge der schlechten Moral und der Anspannung in der Truppe, nachdem die Einheit in Mahmudiya bei Angriffen irakischer Aufständischer wiederholt Kameraden verloren hatte. Nur im Falle einer Verurteilung wegen geplanten Mordes droht den Beschuldigten die Hinrichtung.

Im zweiten Fall erschossen vier Soldaten im Mai offenbar nach einer Razzia nahe Samarra drei irakische Gefangene. Sie hatten die Iraker vorher freigelassen und dann angegeben, sie hätten einen Fluchtversuch unternommen. Die Infanteristen fügten sich anschließend selbst Verletzungen zu und behaupteten, die angeblichen Aufständischen hätten sich befreit und sie mit Waffen bedroht.

Untersucht wird noch, ob ein Vorgesetzter über Funk die Soldaten ermuntert hat. Jener Vorgesetzte, Oberst Michael Steele, ist in der Armee bekannt für einen blutigen und letztlich gescheiterten Einsatz Anfang der neunziger Jahre in Somalia, der später unter dem Titel "Black Hawk Down" verfilmt wurde.

© SZ vom 5.9.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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