Provinz Logar in Afghhanistan:Taliban verbieten TV

Die radikalislamischen Taliban haben den Menschen in Logar Gewalt angedroht, wenn diese fernsehen. Bei Gefechten starben in der letzten Woche 150 Aufständische.

Internationale Truppen haben bei einwöchigen Kämpfen in der südafghanischen Provinz Helmand nach Regierungsangaben mehr als 150 radikalislamische Aufständische getötet. Helmands Gouverneur Gulab Mangal sagte, unter den Toten seien Araber, Tschetschenen, Usbeken und Pakistaner. In dem umkämpften Distrikt Garmsir und in der Umgebung seien mehr als 500 Extremisten aktiv.

Provinz Logar in Afghhanistan: Taliban-Führer Mullah Mansoor Dadullah während eines Interviews - in der Provinz Logar wollen die Taliban nun den Fernsehkonsum verbieten.

Taliban-Führer Mullah Mansoor Dadullah während eines Interviews - in der Provinz Logar wollen die Taliban nun den Fernsehkonsum verbieten.

(Foto: Foto: AFP)

Die US-geführten Koalitionstruppen teilten am Dienstag mit, ihre Soldaten hätten am Vortag zwölf Aufständische in Garmsir getötet. Dort gehen seit rund zwei Wochen vor allem amerikanische und britische Soldaten gegen die Taliban vor, die den Distrikt zuvor kontrolliert hatten.

Zahlreiche Zivilisten flohen inzwischen vor der Gewalt. Der Sprecher des afghanischen Flüchtlingsministeriums, Shamsuddin Sarhadi, sagte am Dienstag, rund 900 Familien - insgesamt mehr als 5000 Menschen - hätten ihre Häuser in Garmsir verlassen. Die meisten von ihnen hätten in einem Flüchtlingslager Zuflucht gesucht, wo sie von der Regierung und den Vereinten Nationen unterstützt würden.

Die Koalitionstruppen teilten mit, ihre Soldaten hätten bei den jüngsten Kämpfen in Garmsir Panzerfäuste, Maschinen- und Schnellfeuergewehre, Munition sowie Mörser der Rebellen gefunden und zerstört.

Gegen "unislamische" Programme

Taliban-Kämpfer haben den Einwohnern der bei Kabul gelegenen Provinz Logar den Fernsehkonsum verboten. Ein Regierungsmitarbeiter berichtete, am Wochenende seien bewaffnete Männer in der Region in Moscheen eingedrungen und hätten die Gläubigen gewarnt, ihnen drohe Gewalt, wenn sie weiter Fernsehen guckten.

Die Sender verbreiteten unislamische und anti-afghanische Programme, hieß es am Dienstag ergänzend in Medienberichten. In den Jahren ihrer Herrschaft von 1996 bis 2001 hatten die Taliban Fernsehen, Musik- und Filmvorführungen verboten. Seit der Vertreibung der Islamisten sind in Afghanistan Dutzende Fernseh- und zahlreiche Hörfunkstationen entstanden.

Den Drohungen der Taliban-Kämpfer waren Forderungen islamischer Gelehrter und des Informationsministeriums an private Fernsehkanäle vorausgegangen, mehrere indische Seifenopern aus religiösen Gründen abzusetzen.

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